28.01.2005: Baustein für Baustein mehr Platz im Schloss

Oberbergischer Kreis. Schloss Homburg hat im Laufe seiner rund zehn Jahrhunderte alten Geschichte schon viele Gesichter gehabt. Doch die Architekten, die 1998 im Rahmen eines Wettbewerbes dem heutigen Museum des Oberbergischen Kreises mehr Platz und eine neue Silhouette geben wollten, ernteten wütenden Protest aus der Bevölkerung. Die Burganlage ist geblieben wie sie ist, die Raumnot auch. Behutsam, Schritt für Schritt soll nun das Museum erweitert werden. Am Montag legte die Kreisverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Nümbrechter Architekturbüro Günter Lang und dem Museum dem Kulturausschuss eine Machbarkeitsstudie vor, die eine Lösung der Platzprobleme in verschiedenen Bausteinen vorsieht, ohne das Erscheinungsbild des Schlosses zu beeinträchtigen. Ein Weg, der von den Ausschuss-Mitgliedern aller Fraktionen begrüßt wurde. Die Kreissparkasse Köln unterstützt die Erweiterung mit einer Million Euro und der Förderverein Schloss Homburg steuert 350.000 Euro bei.

Ohne Museumsshop, Foyer mit Kasse und Garderobe, Depots, Ausstellungs- und Veranstaltungs-Räumen und museumspädagogische Aktivitäten sei der Betrieb nicht zukunftsfähig, erklärte Museumsdirektorin Dr. Gudrun Sievers-Flägel. „Über die Toiletten in den mittelalterlichen Katakomben sollte man lieber Farn wachsen lassen“, wies Sievers-Flägel auf die dringende Modernisierung der sanitären Anlagen hin. Auch die Gastronomie in der Burgschenke entspreche nicht der Visitenkarte eines Schloss Homburg von heute. Nicht einmal einer Busladung Besucher könne eine bergische Kaffeetafel serviert werden. Es fehlt an Werkstätten und einem Gemäldemagazin. Der Platz für Ausstellungen ist so begrenzt, dass die Darstellung der Geschichte des Oberbergischen Kreises mit dem Ersten Weltkrieg endet.

„Wir wollen die anheimelnde Situation auf Schloss Homburg bewahren“, betonte Nümbrechts Bürgermeister und Vorsitzender des Fördervereins, Bernd Hombach. „Aber es gibt Defizite, und Schloss Homburg muss sich dem Wettbewerb der Museen im Rheinland stellen.“ Priorität hat ein neuer Eingang für das Schloss und die Orangerie. Gegenüber des Schlosseingangs, wo es zurzeit unter einem Vordach in die Orangerie geht, soll ein eingeschossiges Gebäude auf dem Grundriss des Wittgensteiner Hauses entstehen. Der Neubau, der Kasse, Shop, WCs und einem Foyer Raum bietet, kostet laut Kreisbaudirektor Volker Dürr 620.000 Euro. Diese Summe und die Kosten für ein neues Restaurant könnten dank der Spendengelder aufgebracht werden. Die Gastronomie soll in einem 17,5 Meter langen Anbau an das ebenso lange Rote Haus untergebracht werden, was auch dem historischen Baubestand entsprechen würde. Das Rheinische Amt für Boden- und Denkmalpflege hat im Herbst 2004 die Fundamente freigelegt.

Die Nutzung des neuen zweigeschossigen Hauses hängt laut Dürr von der Zukunft der Biologischen Station im Roten Haus ab. Sollte der Kreistag einem Umzug der Biologischen Station auf Wiehler Stadtgebiet zustimmen, könnten im Roten Haus Gäste bewirtet werden. Im neuen Anbau würden dann Werkstätten und Lagerräume untergebracht. Kosten: 940.000 Euro. Bleibt die Biologische Station, muss das Museum auf Platz für Geräte und Maschinen sowie ein Depot verzichten. Diese Variante würde mit 722.000 Euro zu Buche schlagen. Vorteil für den Kreis: Er spart sich Mietkosten für die ausgelagerte Biologische Station. Für weitere 500.000 Euro könnte eine große Lösung realisiert werden. Sie sieht mit Biologischer Station, Gastronomie und genug Platz für museale Zwecke eine Verlängerung des Roten Hauses um das Anderthalbfache vor.

In einem weiteren Bauabschnitt soll die Orangerie abgerissen und auf dem alten Grundriss durch ein zweigeschossiges, leicht vergrößertes Gebäude ersetzt werden. Dort könnten im Erdgeschoss neben Ausstellungen auch Kongresse und Tagungen von externen Veranstaltern stattfinden. Im Obergeschoss sorgen neben einem Raum für museumspädagogische Zwecke Toiletten, Küche und ein Stuhllager dafür, dass der Komplex unabhängig vom Schloss genutzt werden kann. Die autarke Nutzung der Orangerie durch eine eigene Betriebsgesellschaft würde das Land für drei Jahre finanzieren. Ein anderes Förderprogramm des Landes soll 80 Prozent der Baukosten in Höhe von insgesamt 2,47 Millionen Euro decken.

Die Gestaltung der Außenanlagen, Beleuchtung und behindertengerechter Ausbau der Wege sowie die Sanierung der Burgschenke sind in weiteren Bauabschnitten vorgesehen. Für die Realisierung sämtlicher Bauabschnitte rechnet Baudirektor Dürr mit Kosten in Höhe von 5,4 Millionen Euro.

Kulturdezernent Werner Krüger erinnert daran, dass der Kreis die Erweiterung nur aus Fremdmitteln bestreiten könne und warb angesichts der schon zugesagten Gelder dafür, jetzt die Chance zu nutzen, Schloss Homburg zu erweitern.

Die Ausschuss-Mitglieder schlossen sich an. „Konzept und Finanzierung liegen vor. Wer jetzt nicht ,ja’ sagt, den verstehe ich nicht“, sagte Peter Reinecke (CDU), der vor allem Gefallen an „einfühlsamen architektonischen Lösung“ fand. Gerhard Welp (FDP/FWO) lobte die Möglichkeit, das Museum Schritt für Schritt zu erweitern. „Das hat einen gewisse Charme“, fügte Ursula Mahler (SPD) hinzu. „Wir haben jetzt eine zweite Chance. Die müssen wir wahrnehmen, um unsere Schätze wirkungsvoll präsentieren zu können“, sagte Dr. Hans Horn (CDU). Nun wird über die Machbarkeitsstudie in den Fraktionen beraten, bevor der Kreisausschuss die Verwaltung mit weiteren Detailplanungen beauftragen kann.


Letzte Änderung: 28. Januar 2005