14.11.2005: Auf Augenhöhe mit der Wirtschaft: Oberbergischer Kreis erweitert Berufskolleg Wipperfürth

Oberbergischer Kreis. In Zeiten knapper Ausbildungsplätze ist das Bildungsangebot der Berufskollegs für immer mehr Jugendliche attraktiv. Eine Situation, die dem Berufskolleg Wipperfürth seit Jahren stetig steigende Schülerzahlen beschert. „Die Kapazitätsgrenze ist bereits überschritten“, sagte Dr. Jorg Nürmberger, zuständiger Dezernent für den Schulbereich. Daher plane der Oberbergische Kreis eine umfassende Erweiterung der Schule. Die millionenschweren Pläne stellte er gemeinsam mit Landrat Hagen Jobi und Kreiskämmerer Werner Krüger im Vorfeld der Schulausschuss-Sitzung am Montag der Presse vor.

„Wenn uns die Politik grünes Licht gibt, wird Lernen auf einer Baustelle in den kommenden Jahren die Realität für die Schülerinnen und Schüler sein“, sagte Landrat Hagen Jobi. „Aber es lohnt sich, denn wir schaffen die erforderlichen Voraussetzungen für die Jugend, die sich künftig in zeitgemäßen Werkstätten für das Berufsleben qualifizieren kann.“ Die Erweiterung sei notwendig, ergänzte Dr. Nürmberger, damit die Ausstattung der Schule nicht hinter der Realität in der Wirtschaft zurückbleibe. „Trotz leerer Kassen muss der Kreis diese Investitionen in die Zukunft stemmen“, betonte Jobi, Schließlich sei das Berufskolleg in Wipperfürth mit seiner großen Bandbreite an Qualifizierungsmöglichkeiten das zentrale Berufsausbildungszentrum im Nordkreis. Nach den Erfahrungen bei anderen Bauprojekten ähnlicher Größe schätzt der Kreiskämmerer die Kosten auf insgesamt zehn Millionen Euro.

In den zum Teil maroden Schulgebäuden ist es mittlerweile so eng, dass beispielsweise eine komplette Klasse nicht mehr gleichzeitig in einer Werkstatt ausgebildet werden kann. Während die eine Hälfte der Schülerinnen und Schüler Autos zerlegt und Motoren analysiert, verbringt der Rest der Gruppe die Zeit anderenorts in einem freiem Raum. „Die Schule ist mal für 1.200 Schülerinnen und Schüler geplant worden, heute werden dort 1.649 Jugendliche ausgebildet“, sagte der Landrat. In Klassenräumen, die für 18 Schülerinnen und Schüler ausgelegt seien, säßen heute bis zu 25 junge Leute, ergänzte Dr. Nürmberger. „Es fehlen 14 Klassenzimmer.“ Daher habe der Kreis im Sommer gehandelt und provisorisch Container aufbauen lassen, die Platz für sechs Klassen böten. „Und dennoch muss das Berufskolleg weiter improvisieren.“

Es fehlt nicht nur an Unterrichtsräumen und Werkstätten. Die Mangelliste ist lang: Arbeitszimmer für die Abteilungsleiter im Berufskolleg, Konferenz- und Besprechungsräume, Aufenthaltsräume für Schüler und Hausdienst, Umkleidemöglichkeiten für das Reinigungspersonal, Lagerräume, Lehrmaterial- und Archivräume, ein Kiosk und ausreichend Toiletten fehlen. „Da die Sporthalle aus brandschutztechnischen Gründen für größere Veranstaltungen nicht mehr genutzt werden darf, braucht die Schule ein Forum“, sagte Nürmberger. Auch Parkplätze sind rund um das Berufskolleg Mangelware. 

Das in den 60er Jahren errichtete Gebäude am Nackenborn ist laut Markus Pütz, Leiter der Bautechnischen Abteilung beim Kreis, so marode, dass ein Abriss die wirtschaftlichste Lösung ist. An gleicher Stelle soll ein Neubau errichtet werden, in dem Werkstätten, Schulleitung und ein Forum für Sonderveranstaltungen untergebracht sind. Doch um dem dringenden Bedarf an zusätzlichen Unterrichtsräumen nachzukommen, soll zunächst ein Neubau in Verlängerung des bestehenden Unterrichtskomplexes errichtet werden. Dort werden die 14 fehlenden Klassenzimmer eingerichtet. „Die Bauarbeiten werden schrittweise durchgeführt“, erklärte Pütz. Nach einer zusätzlichen Parkplatzanlage sollen bis 2008 die neuen Unterrichtsräume geschaffen werden. Dann folgt der Abriss des Gebäudes am Nackenborn. Währenddessen müssen die Schüler in stillgelegten Werkstätten bei Unternehmen ausgebildet werden. Der Neubau soll bis 2010 stehen. Bevor 2007 die ersten Bagger anrücken, so Jobi, werde es vor Ort noch eine Bürgerinformation über die geplanten Baumaßnahmen geben.


Letzte Änderung: 15. November 2005