20.08.2007: Mountainbiker, Golfer und Schüler erobern Müllberg

Städtebaulicher Wettbewerb soll Leppe-Deponie in Innovationsstandort verwandeln

Oberbergischer Kreis. Forschung und Freizeit auf der Leppe-Deponie lautete die Devise am Samstag beim 1. Projekttag auf dem Müllberg in Lindlar. Mountainbiker stürzten sich in waghalsigen Manövern den Müllberg hinunter, Grossgolfer schlugen ihre Bälle über das 45 Hektar große Gelände und Schüler forschten im Kompost nach Nährstoffen und Bakterien. Sieht so die Zukunft der Zentraldeponie Leppe aus?

Das Foto zeigt Reinhold Müller, stellvertretender Vorsitzender der Verbandsversammlung, Landrat Hagen Jobi, BAV-Geschäftsführerin Monika Lichtinghagen-Wirths und Jochen Hagt, Allgemeiner Vertreter des Landrates (v.l.). (Foto: OBK)

 Reinhold Müller, stellvertretender Vorsitzender der Verbandsversammlung, Landrat Hagen Jobi, BAV-Geschäftsführerin Monika Lichtinghagen-Wirths und Jochen Hagt, Allgemeiner Vertreter des Landrates (v.l.), waren begeistert von den sportlichen Aktivitäten auf der Leppe.
(Foto: Oberbergischer Kreis)

Nach dem Ende der Deponierung im Jahr 2010 reicht es dem Bergischen Abfallwirtschaftsverband (BAV) und dem Oberbergischen Kreis nicht, einfach Gras über zehn Millionen Kubikmeter Müll wachsen zu lassen. „Die Nachsorge wird sehr viel länger dauern, als die geplanten 30 Jahre“, erklärte BAV-Geschäftsführerin Monika Lichtinghagen-Wirths. Den mit modernster Deponietechnik ausgestatteten Standort wirtschaftlich nutzen und der Bevölkerung ein Stück Heimat zurückgeben, das sei das Ziel. Mit dem Regionale-2010-Projekt „metabolon“ (Stoffumwandlung) soll aus der Deponie ein Kompetenzzentrum für Abfallwirtschaft und ein Lernort für Umwelttechnik werden.

Nümbrechts Bürgermeister Bernd Hombach und Landrat Hagen Jobi (v.l.) informierten gemeinsam mit den Veranstaltern des Bunten Umwelttages und Schülerinnen und Schülern über die Möglichkeiten, die Leppe als Lernstandort zu nutzen. (Foto: OBK)  

Nümbrechts Bürgermeister Bernd Hombach und Landrat Hagen Jobi (v.l.) informierten gemeinsam mit den Veranstaltern des Bunten Umwelttages und Schülerinnen und Schülern über die Möglichkeiten, die Leppe als Lernstandort zu nutzen.
(Foto: Oberbergischer Kreis)

Über die künftige Nutzung werden sich rund 20 Planungsbüros aus der gesamten Bundesrepublik im Rahmen eines städtebaulichen Wettbewerbs den Kopf zerbrechen. Gemeinsam mit dem Preisgericht waren sie beim Projekttag zu Gast, um sich vor Ort bei einem Einführungskolloquium einen Eindruck von der gestellten Aufgabe zu verschaffen. Bis zum 9. November haben die Wettbewerbsteilnehmer Zeit, ihre Ideen zu entwickeln. Dann wird ein Gewinner gekürt.

Das Foto zeigt Landrat Hagen Jobi und einen Schüler mit einem Mikroskop. (Foto: OBK)

Landrat Hagenn Jobi forscht mit Schülern nach Mikroorganismen im Kompost.
(Foto: Oberbergischer Kreis)

„Der Wettbewerb ist ein wichtiger Meilenstein für das Regionale-Projekt ,metabolon’, weil jetzt ein räumliches Gesamtkonzept für die Nutzung der Deponie erstellt wird“, sagte BAV-Verbandsvorsteher, Landrat Hagen Jobi. Die Nutzung erneuerbarer Energie, die Kooperation mit Hochschulen, die Schaffung eines Lernstandortes für Schulen und der Ausbau von Freizeitmöglichkeiten eröffneten eine völlig neue Perspektive für die Leppe. „Wir stellen den Planungsbüros eine ungewöhnliche Wettbewerbsaufgabe“, so Jobi, der in dem Projekt „metabolon“ eines der spannendsten Projekte in der Region Köln/Bonn sieht.

„Es gibt Windräder auf ehemaligen Deponien, in Neuss hat man eine Skihalle darauf gebaut, aber ich kenne bundesweit kein solch umfassendes und unglaublich ehrgeiziges Projekt, wie es hier auf der Leppe gestartet wird“, sagte der Nürnberger Landschaftsarchitekt Professor Gerd Aufmkolk, einer der Preisrichter des Wettbewerbs. Lindlars Bürgermeister Hermann-Josef Tebroke sprach von einem spannenden Perspektivenwechsel. „Eine Mülldeponie, die niemand in seiner Nähe haben wollte, wandelt sich in einen begehrten Innovationsstandort.“

Das Foto zeigt Hobby-Mountainbiker auf einem Parcours. (Foto: OBK)

Angespornt von den Profis konnten sich auch Hobby-Mountainbiker auf einem Parcours üben.
(Foto: Oberbergischer Kreis)

Von den Möglichkeiten, die sich auf der Leppe bieten, konnten sich Fachleute und Besucher bei den Mountainbike-Wettbewerben „4-Cross“ und „Crosscountry“ überzeugen. Angespornt von den Profis, übten sich Kinder und Jugendliche auf einem Parcours im Überwinden von Hindernissen auf zwei Rädern. Schülerinnen und Schüler der Umwelt-Arbeitsgruppe des Aggertal-Gymnasiums Engelskirchen und der Morsbacher Janusz-Korczak-Realschule beschäftigten sich an der Kompostieranlage unter anderem mit der Bodenanalyse und der Nutzung von Gasen als Strom. In Kooperation mit dem Bunten Umwelttag hatte der BAV für die Nachwuchsforscher einen provisorischen Lernstandort eingerichtet.

 

Zum Hintergrund:

Die Leppe ist als zentrale Abfalldeponie für den Oberbergischen und den Rheinisch-Bergischen Kreis sowie für die Stadt Leverkusen eingerichtet worden. Die im Dezember 1982 in Betrieb genommene Anlage umfasst ein Gelände von 45 Hektar mit einem Ablagerungsvolumen von 10 Millionen Kubikmetern. Bis heute werden auf dem Kernstück des Geländes deponiefähige Abfälle abgelagert. Seit dem 1. Januar 2005 dürfen allerdings nur noch vorbehandelte sowie inerte (untätige) Abfälle deponiert werden. Andere Abfälle werden in einer Anlage in Leverkusen verbrannt. Die Asche wird auf der Leppe eingelagert.

Unter anderem aufgrund ihrer außergewöhnlichen Anlage als Hangdeponie und der Einhaltung hoher Umweltstandards geht die Zentraldeponie Leppe zu den modernsten Entsorgungsstandorten Europas und ist schon heute Referenz- und Anschauungsort eines internationalen Fachpublikums in den Bereichen Entsorgungs- und Deponietechnik.


 



Letzte Änderung: 20. August 2007