17.09.2009: „Familienzone“ Oberbergischer Kreis

„Der Oberbergische Kreis gehört zu den Familienzonen in Nordrhein-Westfalen.“ Das ist ein Ergebnis unter einer Fülle von Daten, die Professor Dr. Klaus Peter Strohmeier vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Oberbergischen Kreises erhoben hat.

Landrat Jobi stellt ersten Sozialstrukturatlas vor

Titelseite des Sozialstrukturatlasses 2009 für den Oberbergischen KreisOberbergischer Kreis. „Der Oberbergische Kreis gehört zu den Familienzonen in Nordrhein-Westfalen.“ Das ist ein Ergebnis unter einer Fülle von Daten, die Professor Dr. Klaus Peter Strohmeier vom Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung der Ruhr-Universität Bochum im Auftrag des Oberbergischen Kreises erhoben hat. Als erster Kreis in Nordrhein-Westfalen hat Oberberg am gestrigen Mittwoch den Sozialbericht vorgelegt, der für die Jahre 2003 bis 2007 Aufschluss gibt über Themen wie demographische Entwicklung, Erwerbstätigkeit und Beschäftigung, Arbeitslosigkeit, Wohnen, Kinderbetreuung und Bildung.

„Wir haben mit dem Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung ausgewiesene Experten auf dem Gebiet der Sozialberichterstattung gewonnen“, sagte Landrat Jobi bei der Vorstellung des Berichtes. „Als Planungs- und Entscheidungsgrundlage hat uns der Famillienatlas von Prognos nie weitergeholfen, wir brauchen kleinräumige Daten aus den Städten und Gemeinden unseres Kreises“, ergänzte Sozial- und Gesundheitsdezernent Dr. Jorg Nürmberger. Das sah auch der Kreistag so und stimmte 2008 geschlossen für die Erstellung eines oberbergischen Sozialberichtes.

„Der Oberbergische Kreis ist stark geprägt von Familien mit Kindern sowie von einer modernen Mittelschicht. Die Armuts- und Arbeitslosenquote liegt unter dem Landesdurchschnitt“, fasste Professor Strohmeier den zweiteiligen Bericht zusammen. Dabei könne man nicht alle Kommunen über einen Kamm scheren. „Die Armutsbelastung ist sehr unterschiedlich verteilt: Während in Bergneustadt 10,7 Prozent Empfänger von Hartz-IV-Leistungen leben, sind es in Wiehl nur 4,7 Prozent“, so der Wissenschaftler.

Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Dr. Jorg Nürmberger, Rolf Schäfer, Patricia Scherdin und Landrat Hagen Jobi (v.l.) stellten den ersten Sozialstrukturatlas für den Oberbergischen Kreis vor. (Foto: OBK)

Prof. Dr. Klaus Peter Strohmeier, Dr. Jorg Nürmberger, Rolf Schäfer, Patricia Scherdin und Landrat Hagen Jobi (v.l.) stellten den ersten Sozialstrukturatlas für den Oberbergischen Kreis vor. (Foto: OBK)

„Wir haben festgestellt, dass vor allem im Südkreis viele Kinder leben“, berichtete Strohmeier. Der Anteil der Kinder unter 18 Jahren an der Bevölkerung lag 2007 kreisweit bei 19,8 Prozent, landesweit waren es 18 Prozent. Insbesondere im Süden in den Kommunen Nümbrecht, Waldbröl, Morsbach und Reichshof lebten viele Kinder. In Radevormwald, Gummersbach, Engelskirchen und Wiehl waren vergleichsweise wenig Kinder und Jugendliche zu Hause.

Sehr unterschiedlich ist auch die Verteilung von Kindern, deren Eltern aus dem Ausland stammen, in den Kindertageseinrichtungen im Kreisgebiet. Während in Waldbröl mit 53,6 Prozent besonders viele Kinder mit Migrationshintergrund in den Kindertageseinrichtungen betreut werden, sind es mit 17,5 Prozente in Lindlar oder 16 Prozent in Morbach deutlich weniger.

Strohmeiers Empfehlung: „Dort, wo viele Kinder leben, sind Investitionen in die Bildung besonders wichtig.“ Handlungsbedarf sieht der Wissenschaftler auch bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf im Kreisgebiet, da in Oberberg die Frauenerwerbsquote relativ hoch sei und der Kreis zur Familienzone zähle.

Rund ein dreiviertel Jahr hat das Zentrum für interdisziplinäre Regionalforschung Daten gesammelt und ausgewertet. Dabei haben sich die Wissenschaftler vor allem auf Daten und Indikatoren des „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung gestützt. „Wir haben bewusst kein Ranking erstellt“, sagte Professor Strohmeier. Die oberbergischen Kommunen können sich landesweit mit ähnlich strukturierten Städten und Gemeinden vergleichen. „Ziel ist es, interkommunale Lernprozesse anzustoßen“, so Strohmeier. „Wer hat ähnliche Probleme, und wie sind sie in anderen Kommunen angegangen worden?“

„Jetzt haben wir gesicherte Zahlen, die den politisch Handelnden helfen, im Jugend- und Sozialbereich die Weichen zu stellen“, sagte der Vorsitzende des Kreissozialausschusses Rolf Schäfer. Der Sozialstrukturatlas geht an alle Kreistagsmitglieder und Bürgermeister.

Der gesamte Bericht ist im Internet unter www.obk.de unter der Rubrik Aktuelles/Aktuelle Hinweise zu finden.

 



Letzte Änderung: 17. September 2009