Projekt „Neue Wege“ hilft jugendlichen Müttern

Der Oberbergische Kreis fördert das Projekt "Neue Wege" in Bergneustadt. Die Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte der Arbeiterwohlfahrt des Kreisverbandes Rhein-Oberberg in Bergneustadt bietet jungen Frauen die Möglichkeit, sich mit anderen jungen Schwangeren/Müttern auszutauschen.

Kreisjugendamt unterstützt Beratungsstelle in Bergneustadt

Oberbergischer Kreis. Larissa ist 16 Jahre alt, als sie schwanger wird. Heute, zwei Jahre später, hält sie stolz ihre Tochter auf dem Arm, erzählt von ihrem bestandenen Realschul-Abschluss, dem frisch erworbenen Führerschein und dem gut organisierten Haushalt zu dritt. Dass ihre Lebensplanung so glücklich verlaufen konnte, führt Larissa T. auch auf das vom Oberbergischen Kreis geförderte Projekt „Neue Wege“ in Bergneustadt zurück. In der Beratungsstelle für Familienplanung und Schwangerschaftskonflikte habe sie und ihre Familie genau die Unterstützung erhalten, die gebraucht wurde, sagt die junge Mutter. Die Beratungsstelle der Arbeiterwohlfahrt des Kreisverbandes Rhein-Oberberg in Bergneustadt setzt auf Einzelarbeit, soziale Gruppenarbeit und Gemeinwesenarbeit. Die Einrichtung eines „Junge-Mütter-Treffs“ bietet jungen Frauen die Möglichkeit, sich mit anderen jungen Schwangeren/ Müttern auszutauschen.

„Sie erleben dort, dass sie in ihrer Situation Perspektiven für die Zukunft entwickeln können. Sie können eigene Erfahrungen weitergeben und von den Erfahrungen anderer junger Mütter profitieren“, sagt der Leiter des Kreisjugendamtes Heinz Thelen.

Neben dem pragmatischen Austausch geht es besonders um die psychische Stärkung der Frauen. „Extrem junge Frauen empfinden sich häufig als Außenseiter. Unter ‚Gleichgesinnten’ können sie aus der häufig empfundenen Isolation herausfinden“, sagt Dipl. Sozialpädagogin Christiane Gelfarth, von der Beratungsstelle. Wie gut das Projekt „Neue Wege“ angenommen wird, zeigt sich an der großen Nachfrage. „Ursprünglich war das Projekt konzipiert für sechs bis acht Frauen. Heute betreuen wir insgesamt 30 junge Schwangere und Mütter aus dem gesamten Oberbergischen Kreis, in Gruppenarbeit und Einzelarbeit“, sagt Gelfarth. Die Beratungsstelle in Bergneustadt kooperiert dabei intensiv mit den hiesigen Jugendämtern, insbesondere bei pädagogischen Einzelfallhilfen und der Unterbringung in Mutter-Kind-Heimen.

In der individuellen Begleitung der jungen Frauen steht die Krisenintervention im Vordergrund. „Besonders die Aufarbeitung von Beziehungskonflikten mit Partner oder Eltern ist wichtig. Häufig fühlen sich die jungen Frauen überfordert, ihren Alltag zu bewältigen“, sagt Dipl. Sozialarbeiterin Iris Chromow.

Die Sorge vor dem, „was auf uns zukommt“, hatte auch die heute 21-jährige Daniela S.. Trotz Schulabschluss, absolvierter Ausbildung und einer festen Beziehung fühlte sich die Schwangere verunsichert, nicht zuletzt durch Zweifel, die aus dem nahen Umfeld an sie herangetragen wurden. „Die Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle in Bergneustadt sind auf meinen Partner und mich sehr gut eingegangen, es gab in jeder Hinsicht Unterstützung, auch zu finanziellen Fragen“, sagt die junge Mutter. Mit ihrem einjährigen Sohn Lion Joel nimmt sie regelmäßig an den Treffen der jungen Schwangeren und Mütter teil. „Es ist einfach gut zu wissen, da ist jemand, der im Notfall weiterhilft. Inzwischen konnte ich auch schon anderen Frauen in ähnlichen Situationen helfen und ihnen Mut machen“, sagt Daniela S..

Besonders wichtig ist den Mitarbeiterinnen der Beratungsstelle die Entwicklung von Perspektiven, insbesondere für die Zeit nach der intensiven Kinderbetreuung. „Wir wollen den jungen Müttern Wege aus dem ALG II-Bezug aufzeigen. Wir vermitteln Kinder in Tagesmütternetzwerke und Kitas. Wir versuchen ihnen zu helfen, sich im sozialen Gemeinwesen zurechtzufinden“, sagt Christiane Gelfarth.

Nach gut vier Jahren mit dem Projekt für junge Mütter zieht die Beraterin eine positive Bilanz: „Unser Projekt ‚Neue Wege’ ist im Oberbergischen Kreis inzwischen etabliert und Bestandteil der Hilfsangebote im Bereich der Frühen Hilfen.“

Auch im Norden des Oberbergischen Kreises wird ein vergleichbares Angebot durch das Kreisjugendamt finanziell unterstützt. Die Mitarbeiterinnen des Café L(i)ebenswert in Hückeswagen begleiten und beraten junge Mütter in der neuen Lebenssituation.

 

 



Letzte Änderung: 20. Mai 2011