17.10.2013: Wege aus der Abhängigkeit: der Kreis betreibt seit 20 Jahren Substitutionsbehandlung

Angesichts von 20 Jahren Erfahrungen mit dieser Behandlungsform hatte der Arbeitskreis Drogenhilfe zu einer öffentlichen Veranstaltung für Behandelnde, Interessierte, Betroffene und Institutionen eingeladen.

Oberbergischer Kreis. Seit 20 Jahren unterstützt der Oberbergische Kreis die sogenannte Substitutionsbehandlung. Bei dieser Behandlung werden Drogen durch medizinische Stoffe (beispielsweise Methadon) ersetzt, die eine stark schmerzmindernde Wirkung haben, ohne starke Rauschzustände zu erzeugen. Die Zahl der sogenannten „Drogentoten“ geht seitdem zunehmend zurück. Angesichts von 20 Jahren Erfahrungen mit dieser Behandlungsform hatte der Arbeitskreis Drogenhilfe zu einer öffentlichen Veranstaltung für Behandelnde, Interessierte, Betroffene und Institutionen eingeladen. "20 Jahre Substitutionsbehandlung sind auch ein Grund zu feiern. Schließlich konnten durch diese Behandlungsmethode nachweislich zahlreiche Leben gerettet werden", sagt Dr. Thomas Bauer, Leiter des Kreisgesundheitsamtes.

Mitglieder des oberbergischen Arbeitskreises Drogenhilfe (Foto:OBK)
Mitglieder des oberbergischen Arbeitskreises Drogenhilfe (Foto:OBK)

Noch Anfang der 90er-Jahre waren die Einrichtungen der Drogenhilfe überfordert. "... die Justizbehörden kommen nicht nach mit der Verfolgung von Straftaten, die im Zusammenhang mit der Beschaffung von illegalen Drogen stehen ... . Die katastrophalen Auswirkungen der Heroinabhängigkeit sind ein soziales Phänomen und nicht die Folge einer Erkrankung, die notwendig mit Tod und Elend einhergeht", formulierte Peter Noller vom Institut für Sozialforschung der Universität Frankfurt in einem Gutachten im Jahr 1992.

Dem Weg in die Substitionsbehandlung ist ein Modellversuch vorausgegangen, der zwischen 1988 und 1992 landesweit erfolgreich durchgeführt wurde. Ein Jahr später wurden gesetzliche Voraussetzungen für diese Behandlung geschaffen. Die Krankenkassen übernehmen seitdem die Behandlungskosten. "Vorher war Ziel und Grundlage jeder Therapie der absolute Verzicht auf Drogen", sagt Dr. Bodo Unkelbach, Chefarzt an der Klinik Marienheide. Suchtprobleme stehen aber in vielen Fällen auch im engen Zusammenhang mit persönlichen Konflikten, mit den Beziehungen des Menschen zu sich selbst, zu seiner Umwelt, zur Bewältigung seiner Aufgaben. Heute setzt die Therapie auf Zwischenziele. "Das Wichtigste davon ist das Überleben. Dies wird durch die Substitution erreicht. Ohne diese Behandlungsform könnten viele der Behandelten nicht sozial eingegliedert werden. Sie würden verelenden oder sogar sterben." 

Dr. Ralph Krolewski führt in seiner Praxis in Gummersbach die Substitutionsbehandlung durch. Er appelliert an niedergelassene Ärzte im Oberbergischen sich dieser Therapieform zu öffnen. Im Oberbergischen Kreis werden derzeit rund 250 Heroinabhängige mit Methadon oder einem anderen Ersatzmittel behandelt. Dafür sorgen vier Hausarztpraxen und die Ambulanz der Klinik Marienheide. Die Therapie erfolgt meistens über Jahre hinweg, um gute Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass der Heroinabhängige überleben kann und in die Gesellschaft zurückfindet. Betroffene und Angehörige finden beim Arbeitskreis Drogenhilfe des Oberbergischen Kreises Hilfe, unter anderem durch die Caritas-Suchthilfe, die Suchtberatungsstellen des diakonischen Werkes und den Elternkreis Oberberg (für Eltern suchtkranker Kinder).    


 



Letzte Änderung: 17. Oktober 2013