23.01.2015: Berufsfelderkundung: Kein Abschluss ohne Anschluss

Berufe erleben, hineinschnuppern und auch selbst anpacken - die Berufsfelderkundungen für Schülerinnen und Schüler sollen dazu beitragen, dass ein möglichst reibungsloser Übergang von der Schule in den Beruf bzw. das Studium gelingt. Darum kümmert sich die Kommunale Koordinierungsstelle des Oberbergischen Kreises

Oberbergischer Kreis. „Bei der Berufswahl fehlt den Jugendlichen oft die richtige Vorstellung von den verschiedenen Jobs und somit auch von dem, was ihnen Spaß machen könnte“, sagt Kreisdirektor Jochen Hagt. Der Übergang von der Schule in den Beruf bzw. ins Studium spielt folglich eine besonders bedeutende Rolle. „Es ist ein wichtiges Thema, das uns intensiv beschäftigt“, so Hagt.

Unter dem Motto „Kein Abschluss ohne Anschluss“ kümmert sich die Kommunale Koordinierungsstelle des Oberbergischen Kreises um einen möglichst reibungslosen Übergang. „Doch es ist ein Gemeinschaftsthema, das den Kreis nicht alleine betrifft. Wir haben starke Partner und ein gut funktionierendes Netzwerk, die Ausbildungsinitiative Oberberg“, stellt der Kreisdirektor klar. Dazu zählen außer dem Oberbergischen Kreis die Industrie- und Handelskammer, die Kreishandwerkerschaft, die Agentur für Arbeit, der Arbeitgeberverband Oberberg, der Deutsche Gewerkschaftsbund, das Jobcenter Oberberg und die Schulamtsdirektorin in Person von Ulla Barth. Auch die Kooperation mit Schulen und Unternehmen im Kreis wurde weiter ausgebaut und trägt Früchte.

Berufsfelderkundung: Über eine Datenbank können sich Schülerinnen und Schüler Tagespraktika suchen, die von Oberbergs Betrieben angeboten werden. (Foto: OBK)
Berufsfelderkundung: Über eine Datenbank können sich Schülerinnen und Schüler Tagespraktika suchen, die von Oberbergs Betrieben angeboten werden. (Foto: OBK)

Erstmals wird in diesem Jahr für die Achtklässler die Berufsfelderkundung gestartet. Diese Berufsfelderkundungen sind ein wichtiger Bestandteil des Landesvorhabens „Kein Abschluss ohne Anschluss – Übergang Schule-Beruf in NRW“, das in Nordrhein-Westfalen flächendeckend bis 2017 eingeführt wird. Nach einer sogenannten Potenzialanalyse – bei der Stärken, Fähigkeiten wie Feinmotorik oder Reaktionen und Neigungen der Schüler herausgearbeitet werden – folgen in einem zweiten Schritt drei Tagespraktika, die über eine Datenbank gebucht werden können. „Dabei geht es darum, die Schüler mit unterschiedlichen Berufsbildern direkt vor Ort in den Betrieben vertraut zu machen“, erklärt Schulrätin Ursula Barth. „Was sonst an den aktiven Schulen freiwillig angeboten wurde, soll künftig überall passieren“, sagt Claudia Fuchs von der Kommunalen Koordinierungsstelle. Uwe Cujai, Vorsitzender der Ausbildungsinitiative Oberberg, ergänzt: „Es geht darum, die Berufe zu erleben, Dinge auszuprobieren und auch selbst anzupacken.“

Nicht nur für die Schüler hätten diese Erfahrungen einen enormen Mehrwert, auch die Unternehmen hätten diese Chance inzwischen erkannt. „Für die Firmen ist es ein sinnvolles Zusatzangebot“, sagt Michael Sallmann, Geschäftsführer der IHK Köln, Geschäftsstelle Oberberg. Plätze in der Datenbank einstellen, können alle Betriebe in Oberberg. „Wir prüfen vor der Freischaltung alle Angebote“, so Sallmann.

Dass nach den dreitägigen Einblicken nicht alle Schüler exakte Vorstellungen von ihrer beruflichen Karriere hätten, sei allen Beteiligten klar. „Die Berufswahlorientierung ist ein Prozess und braucht Zeit. Doch wer frühzeitig Erfahrungen sammelt, der profitiert davon“, sagt Claudia Fuchs. Und auch die Unternehmen können profitieren. „Wir hoffen, dass sich diese Maßnahme zu einem kleinen Baustein entwickelt, der sich auch hinsichtlich des Fachkräftemangels positiv bemerkbar macht“, betont Kreisdirektor Jochen Hagt.

Marcus Otto, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft, weiß: „Der Trend geht immer mehr zum Abitur. Für die Handwerksbetriebe wird es ein Überlebenskampf. Denn aufgrund der Altersstruktur werden dringend neue Führungskräfte im Handwerk gebraucht.“ Doch wer zur Führungskraft aufsteigen möchte, der braucht zuerst eine Ausbildung. Und schon dabei kann es haken. „Wir beobachten vermehrt ein Passungsproblem. Das bedeutet, dass Auszubildende zwar nach Plätzen suchen und auch Stellen in den Betrieben vorhanden sind, diese aber nicht besetzt werden. Die Zögerlichkeit auf beiden Seiten ist groß“, erklärt Stefan Krause, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Bergisch Gladbach.

Mithelfen, dieses Problem zu lösen, könne vermutlich auch das Projekt der Berufsfelderkundung. „Dadurch können Unternehmen und Schüler möglicherweise auch frühzeitig eine Verbindung aufbauen, die dieses Passungsproblem beseitigen könnte“, so Krause.

Das Landesprogramm "Kein Abschluss ohne Anschluss" besteht aus den vier Handlungsfeldern Berufs- und Studienorientierung, Übergangssystem Schule-Beruf/Studium, Attraktivität des dualen Systems sowie der Kommunalen Koordinierung. Das neue Übergangssystem eröffnet den Schülerinnen und Schülern nach der Schule möglichst rasch eine Anschlussperspektive für die Berufsausbildung oder das Studium.

Weitere Informationen gibt es unter www.obk.de/koko oder unter www.berufsfelderkundung-obk.de.



Letzte Änderung: 9. Februar 2015