Tina Stolt

Tina Stolt
geb. 1964 in Gummersbach
lebt und arbeitet in Karsruhe

 

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Views from outside

Tina Stolt  "Views from outside"

Views from outside
1996
Acryl/Nessel
150 x 111 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 1. Obergeschoss, Zimmer 01-05

Bildtext

In Gelb- und Blau-Violetttönen sind vier verschiedene Körper erkennbar. Bei den gelben Farbflächen handelt es sich um weibliche Figuren, bei den blau-violetten Körpern evtl. um Hunde. Frauen- wie Tierkörper sind fast flächenfüllend und ohne erkennbare Räumlichkeit über- und untereinander auf der Leinwand verteilt und summarisch dargestellt, d.h. ohne Details. Die sich ergebenden Zwischenräume sind gefüllt mit rot-braunen und schwarzen Tupfen und Strichen.

Bildanalyse

In den Bildern aus der Mitte der 1990er Jahre hat Tina Stolt häufig Frauen und Tiere dargestellt. Die nackten Frauenkörper haben bei ihr nichts aufreizendes an sich; sie sind eher Sinnbilder für Lebendigkeit. Durch die Anordnung der Körper auf der Leinwand wird dem Betrachter vermittelt, dass die Figuren im Bildraum keinen Halt finden, dass sie in Bewegung sind. Malerisch entsteht der Eindruck von Bewegung und Vitalität durch geschwungene Striche. Unterstützt wird die dargestellte Dynamik – die untere Figur scheint gerade einen Purzelbaum zu schlagen – außerdem durch die Farbwahl, bei der Tina Stolt einen der größtmöglichen Farbkontraste erzeugt (Komplementärkontrast). So wie die Kontraste in geschwungenen Linien aufeinandertreffen, so schmiegen sich auch Mensch an Mensch und Mensch an Tier aneinander. Möglicherweise steht das Tier dabei für das Andere, das Fremde, das Gegenüber.

Dicht vor dem Bild stehend erkennt man erst auf den zweiten Blick, dass es sich um ein gegenständliches Bild handelt. Betrachter mit größerer räumlicher Distanz dagegen haben das Gefühl, nahe am „Bildgeschehen“ zu sein. Dieser Eindruck wird durch die großformatigen und angeschnittenen Körper erzeugt, die sich dicht beieinander befinden.

Die Bildsprache von Tina Stolt ist angelehnt an die der „Neuen Wilden“. Unter diesem Oberbegriff fasste man um 1980 Künstler im deutschsprachigen Raum zusammen, die mit breitem Pinsel bunte, großformatige, gegenständliche, „wilde “ Bilder malten, um sich gegen die damals übliche „verkopfte“, intellektuelle Kunst zu wehren.

Nachdem sie sich zunächst theoretisch mit Kunst beschäftigt hat und ein Kunstgeschichtsstudium absolvierte, begann Tina Stolt selbst künstlerisch tätig zu werden. Heute schafft die Künstlerin begehbare Installationen aus Gaze, einem leichten, halbdurchsichtigen Gewebe, durch das die Bewegung der Besucher als Element einbezogen wird. Dazu passt auch, dass sie Bühnenbilder für ein Tanztheater entworfen hat. Seit einiger Zeit gibt Tina Stolt ihr praktisches Können bei Lehraufträgen für Drucke und Zeichnen weiter. ¹

¹ Vgl. auch Susanne Sethe und Christoph Schneider in "beasts of the heart", Gummersbach 1994

 



Letzte Änderung: 02. Juni 2010