Adventstürchen 13

„Unsere Welt ist in einem großen Umbruch“

Claudia Jelovcan, 56, Radevormwald

Geboren wurde sie in Österreich. Nach Deutschland zog sie 2001 – der Arbeit wegen. Und weil sie soziales Engagement schon immer wichtig fand, stieg sie 2012 als ehrenamtliche Familienpatin für die Psychologische Beratungsstelle Herbstmühle in Wipperfürth ein. „Ich habe Familien besucht, die es in ihrem Alltag schwerer hatten“, erinnert sie sich. Einmal die Woche beschäftigte sie sich mit den Kindern dieser Familien, schenkte ihnen Aufmerksamkeit und Zeit. Eine Aufgabe, in der sie viel Freude und Sinn fand. „Ich habe selber in meinem Leben mal eine sehr bescheidene Zeit gehabt“, erklärt Claudia Jelovcan ihre Motivation. „Da wurde ich von so vielen aufgefangen.“ Und bis heute will sie anderen etwas davon zurückgeben.

Als 2015 Geflüchtete Unterstützung brauchten, verlagerte sie ihr Engagement. Seitdem übernahm und übernimmt sie hauptsächlich organisatorische Arbeiten in der Flüchtlingshilfe Radevormwald: das Ermöglichen von Deutschkursen, Beratung, Unterstützung bei Wohnungs- und Arbeitssuche, Nachzug von Familienangehörigen. „Inzwischen sind wir beim Thema Einbürgerung angekommen“, lacht sie. Das bedeutet: rechtliche Fragen, Formluare, Papierberge. Daneben tut Claudia Jelovcan einiges, damit die Kommunikation unter Geflüchteten und Unterstützenden gut gelingen kann: als Administratorin einer whatsapp- und einer Facebookgruppe stellt sie Themen ein, beantwortet Fragen und moderiert den Austausch. Außerdem betreut sie eine Freestuff-Gruppe – eine digitale Tausch- und Schenkbörse – und organisiert Austausch-Treffen auf Zoom.

Ein Engagement, für das sie täglich mindestens eine Stunde Zeit einbringt – und das alles neben einer vollen Stelle. Doch Claudia Jelovcan empfindet das nicht als Belastung. Denn viele Menschen, die sie im Rahmen ihres Ehrenamtes kennengelernt hat, sind inzwischen zu Freundinnen und Freunden geworden. Auch ein Grund, weswegen sie schon lange nicht mehr von „Geflüchteten“ sprechen will. So lange sind die meisten schon hier, so gut sind sie angekommen. Und was letztlich zählt, ist die Verbindung zwischen Menschen. „Unsere Welt ist in einem großen Umbruch“, findet sie. „Da ist es wichtig, dass wir alle näher zusammenrutschen.“ Und dafür kann – nach Meinung von Claudia Jelovcan – jede und jeder etwas tun.

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