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05.11.2003: Kulturförderpreis des Oberbergischen Kreises 2003 vergeben
Oberbergischer Kreis. In einer Feierstunde in der Orangerie von Schloss Homburg hat Landrat Hans-Leo Kausemann den Kulturförderpreis des Oberbergischen Kreises 2003 vergeben. Mit dem Kulturförderpreis möchte der Oberbergische Kreis besondere Verdienste um das kulturelle Leben würdigen oder hervorragende künstlerische Leistungen auszeichnen und der Öffentlichkeit bekannt machen. In besonderem Maße sollen auch die freie Kulturszene des Oberbergischen Kreises bzw. einzelne noch nicht „etablierte“ Kulturschaffende gefördert werden.
Der Kulturförderpreis wurde in diesem Jahr für die Sparten:
- Darstellende Kunst (darunter fallen: Theater, Tanz, Tanztheater, Kabarett),
- Medienkunst (das sind z.B. Video, Film, Fotografie, Netzkunst, Klanginstallationen, interaktive Aktionen)
- und Literatur
ausgeschrieben.
Um den Kulturförderpreis des Oberbergischen Kreises haben sich insgesamt 11 Künstlerinnen und Künstler sowie Kulturschaffende beworben:
- vier Kulturschaffende aus dem Bereich der Darstellenden Kunst,
- fünf Künstlerinnen und Künstler aus dem Bereich Medienkunst
- und zwei Bewerberinnen und Bewerber aus dem Literaturbereich.
Kausemann bedankte sich auch im Namen des Vergabegremiums zunächst bei allen Künstlerinnen und Künstlern sowie Kulturschaffenden, die sich um den Kulturförderpreis beworben haben. Er betonte anschließend, dass dem Vergabegremium die Auswahl der Preisträger auch in diesem Jahr nicht leicht gefallen sei. Das Gremium habe sich letztlich für zwei Preisträger entschieden. Der erste Preis werde im Bereich der Darstellenden Kunst verliehen und der zweite Preis im Bereich Medienkunst. Der Bereich Literatur habe bedauerlicherweise keine Berücksichtigung finden können.
Die diesjährigen Preisträger des Kulturpreises des Oberbergischen Kreises sind:
Raimund Binder aus Wiehl
Er erhält den ersten Kultur-Förderpreis 2003 im Bereich der Darstellenden Kunst sowie eine finanzielle Anerkennung in Höhe von 1.500 Euro.
Laudatio:
„Raimund Binder ist Theatermensch durch und durch. Wie er selbst sagt, ist er „ins Theater hineingeboren“.
Seine Mutter war Schauspielerin und Regisseurin, sein Vater Bühnenbildner. Die Eltern lernten sich bei einem gemeinsamen Theaterprojekt in Siebenbürgen kennen, und die Mutter siedelte dorthin über.
Raimund Binder wurde 1945 in Schäßburg, Siebenbürgen geboren. Er studierte acht Semester Schauspiel an der Hochschule für Theater und Filmkunst in Bukarest und schloss mit dem Diplom ab. Von 1970 bis zu seiner Ausreise in die Bundesrepublik Deutschland 1980 war Herr Binder an verschiedenen Theatern Rumäniens und am „Deutschen Theater“ in Berlin tätig, und ließ sich zum Theaterpädagogen fortbilden.
1979 wurde Herrn Binder ein Berufsausübungsverbot auferlegt, und es erfolgte eine Zurückversetzung zum technischen Regisseur aufgrund eines Ausreiseantrages. Ein Jahr später reiste er - gezwungenermaßen - in die Bundesrepublik Deutschland aus.
Sein Einstieg im Westen der Bundesrepublik begann als Regieassistent am Theater der Stadt Bielefeld. Weitere vielfältige Engagements als Schauspieler, Regisseur und Schauspiellehrer folgten. So war er zum Beispiel über 10 Jahre als Schauspieler und Schauspiellehrer im „Theater der Keller“ in Köln aktiv. Neben seiner beruflichen Tätigkeit in Köln hat er bereits im Jahr 1990 beim Ersten Oberbergischen Theaterfestival die unterschiedlichen Theaterensembles des Kreises in der Auftaktinszenierung „Lysistrata“ von Aristophanes miteinander vereint.
Es folgte 1991 die Gemeinschaftsproduktion „Ein Sommernachtstraum“ von William Shakespeare und im Jahr 1993 die Gemeinschaftsproduktion „Die Komödie der Irrungen“ im Rahmen des Zweiten Oberbergischen Theaterfestivals. 1993 entschloss sich Raimund Binder, sein berufliches Wirken ganz der Theaterarbeit im Oberbergischen zu widmen und gründete das „Schau-Spiel-Studio Oberberg e.V.“. Seit 1997 besitzt das Theater einen feste Spielstätte in der Aula der Grundschule in Wiehl mit 85 Sitzplätzen und einer regelmäßigen Spielzeit mit 5 - 7 Inszenierungen und rund 100 Vorstellungen jährlich.
Raimund Binder ist dort neben seiner Tätigkeit als künstlerischer Leiter auch als Regisseur und Schauspiellehrer aktiv. Im besonderen engagiert sich Herr Binder in der Kinder- und Jugendarbeit im Theater. Seit seine Truppe den festen Spielsitz in Wiehl hat, besteht er darauf, in jeder Spielzeit ein aktuelles Jugendtheaterstück aufzunehmen, welches im gesamten Kreisgebiet zur Aufführung kommt.
Raimund Binder beweist ein sicheres Gefühl für Aktualität in der Auswahl seiner Theaterinszenierungen. So kam das Stück „Popcorn“ von Ben Elton, welches die Darstellung von Gewalt in den Medien und deren Auswirkung auf Jugendliche thematisiert, wenige Wochen nach dem Amoklauf eines Schülers in Erfurt zur Aufführung.
Oder 1999 als das Thema Ausländerfeindlichkeit unter deutschen Jugendlichen vehement diskutiert wurde, inszenierte er „Madonna & Mike“ von Bernhard Schärfl, ein Stück, welches den Rechtsradikalismus unter jungen Menschen thematisiert.
Raimund Binders Repertoire ist unerschöpflich – es reicht vom „Zerbrochenen Krug“ von Heinrich von Kleist über „Warten auf Gordot“ von Samuel Beckett, „Antigone“ von Sophokles bis hin zu Fassbinders „Die bitteren Tränen der Petra von Kant“. Sein nächstes großes Theaterprojekt wird das Drama „Richard III“ von Wilhelm Shakespeare sein, welches eine große Herausforderung bietet, da das Stück mehr als 30 Rollen verlangt. Inhaltlich analysiert Shakespeares Drama sehr differenziert die Strukturen der Macht: wie Macht Menschen verändern kann und wozu Machtkämpfe führen können.
Raimund Binders Überzeugung liegt darin, dass Theater nicht nur der Unterhaltung dient, sondern einen großen gesellschaftlichen Stellenwert besitzt, und somit in politische Prozesse mit eingebunden werden muss.“
Dirk Adolphs aus Gummersbach
Er erhält den zweiten Kultur-Förderpreis 2003 im Bereich Medienkunst sowie eine finanzielle Anerkennung in Höhe von 1.000 Euro.
Laudatio:
"Dirk Adolphs wurde 1961 in Gummersbach geboren. Schon in jungen Jahren entwickelte er eine passionierte Neigung zur Fotografie. Herr Adolphs ist Autodidakt durch und durch. Neben seiner Ausbildung zum Betriebsschlosser bei der Firma Steinmüller, widmete er sich immer intensiver dem Medium Fotografie.
1996 stieg er als freier Presse-Fotograf bei der Oberbergischen Volkszeitung ein. Nun konnte er sein intensives Hobby zum Beruf machen. Ohne lange zu zögern, investierte er sein Vermögen in eine professionelle Ausrüstung, wozu bei einem Fotografen eben Entwickler, Kamera und Linsen gehören.
Auf Drängen seines Vorgesetzten bewarb sich Dirk Adolphs um eine Anerkennung bei dem Deutschen Journalistenverband. Seine Bewerbung war erfolgreich, und so besitzt er heute zudem einen Internationalen Presseausweis. Folglich konnte er sich auch zu sportlichen High-Events wie zum Beispiel dem Formel-Eins-Zirkus oder dem 24 Stunden-Rennen einsetzen lassen.
Ausgehend von seiner Tätigkeit als engagierter Bildjournalist entwickelte er seinen eigenständigen künstlerischen Werdegang im Bereich der Fotografie. Aufgrund seiner interessanten künstlerischen Darstellungsweise seines Bildjournalismus bekam Herr Adolphs 2001 von Seiten der Sparkasse der Homburgischen Gemeinden den Auftrag, die Bebilderung des Jubiläumskalenders vorzunehmen. Er schlug vor, diese Bilder im Panoramaformat zu entwickeln, gab jedoch zu bedenken, dass er solch eine Panorama-Kamera nicht besaß. Gesagt – getan: die Sparkasse bekam ihren Kalender und Dirk Adolphs die ersehnte Kamera.
Von diesem Zeitpunkt an, beschließt Dirk Adolphs seine Tätigkeit als Bildjournalist zu beenden, und sich ganz der freien künstlerischen Fotografie zu widmen.
Sein Hauptthema wird die Auseinandersetzung mit dem Verfall und der Auflösung der renommierten Dampfkessel-Firma Steinmüller in Gummersbach. 1874 gründeten die beiden Brüder L. & C. Steinmüller das Unternehmen, welches um 1900 schon 1.000 Arbeiter beschäftigte. Ende der 1990er Jahre bahnte sich das Ende der traditionsreichen Firma an und 2002 standen sämtliche Hallen leer.
Dirk Adolphs hält in einer unzähligen Vielzahl von fotografischen Arbeiten mit dem Titel „125 Jahre Steinmüller – fünf nach zwölf“ die Relikte eines Industriebetriebes fest. Seit 2002 fotografiert er die ehemaligen Arbeitsplätze der Arbeiter und Angestellte. Schon während der Arbeit auf dem Gelände wurde ihm bewusst, dass es nicht nur bei den Bildern der Wirkungsstätten bleiben sollte. So besuchte er auch ehemalige Werksangehörige, um sie zu portraitieren: losgelöst von ihren ehemaligen Arbeitsplätzen. Dargestellt sind die Portraitierten meist mit einem adäquaten Gegenstand oder Werkzeug ihrer damaligen Beschäftigung bei der Firma Steinmüller.
Seit Anfang dieses Jahres besitzt Dirk Adolphs auf dem Firmengelände – unterstützt durch die Stadt Gummersbach – eigene Atelierräume mit Labor und Archiv auf dem Firmengelände. Jetzt ist er ganz nah dran an seinem Thema, sozusagen mittendrin in der Authentizität. Denn Herr Adolphs ist auch Archivar und Sammler von allem, was mit Steinmüller zu tun hat. Dirk Adolphs arbeitet das Steinmüller-Thema ausschließlich in Schwarz-Weiß-Fotografie aus.
Zu seiner technischen Ausstattung gehören eine Rollei 6x6 Kamera sowie eine Panorama-Kamera mit dem Negativformat 6x17cm. Belichtet wurden die Fotografien zum Teil bis zu einer Stunde.
Der passionierte Fotograf ist bei einigen Abbildungen bis zu 14 Stunden beansprucht, da der fotografische Moment perfekt stimmen muss. Mehrere tausend Negative dokumentieren mittlerweile den Niedergang der Firma Steinmüller.
Herr Adolphs besitzt eine Vorliebe für großformatige Abzüge – das geht bis zu einem Format von 1 x 3 Metern -, die eine fast dreidimensionale, skulpturale Wirkung erzeugen.
Dirk Adolphs ist Visionär und engagierter Einzelkämpfer. Für die Zukunft erhofft er sich Sponsoren für einen fotografischen Bildband, unterlegt mit zeithistorischen Geschichten ehemaliger Arbeiter. Dafür möchte er auch in seinen Atelierräumen eine Begegnungsstätte ehemaliger Beschäftigter einrichten, wo er sie direkt fotografieren und interviewen kann."
Letzte Änderung: 05. November 2003