07.07.2004: Verleihung des Freiwilligenförderpreises 2004

Ansprache
von Landrat Hans-Leo Kausemann
zur Verleihung des Freiwilligenförderpreises 2004
des Oberbergischen Kreises am 7.Juli 2004
im Forum der Sparkasse Wiehl

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

wie bei vielen der hier Anwesenden, die im öffentlichen Leben stehen, gibt es bei Veranstaltungen, die man besucht Pflicht- oder Kürveranstaltungen.

Ich kann Ihnen versichern: Für mich ist der heutige Abend eine Kür!

Voller Dankbarkeit und mit großer Freude bin ich zu Ihnen gekommen. Die Bedeutung dieser Veranstaltung wird durch die hohe Zahl der Anwesenden deutlich. Die Verleihung des Freiwilligenförderpreises durch den Oberbergischen Kreis ist ein gesellschaftliches Ereignis, und ich bin unserem Gastgeber, Herrn Manfred Bösinghaus, Mitglied des Vorstands der Sparkassen der Homburgischen Gemeinden, sehr dankbar, dass er uns für diese Feier einen so würdigen Rahmen zur Verfügung stellt und auch für das leibliche Wohl sorgt.

Ich begrüße auch Sie ganz herzlich, die Verantwortlichen aus der Politik, den Kirchen, den Freien Verbänden und der Wohlfahrtspflege, ich begrüße die Vertreterinnen und Vertreter der Vereine und der kommunalen Institutionen, sowie die Musikerinnen und die Presse.

Ihr Erscheinen untermauert die herausragende Bedeutung des heutigen Abends und dafür danke ich Ihnen.
Willkommen heißen möchte ich auch Sie, meine Damen und Herren, die die großartigen Leistungen ihrer Favoriten für den Freiwilligenpreis aufmerksam wahrgenommen, erkannt, differenziert beschrieben und uns Vorschläge für den Freiwilligen-Förderpreis zugesandt haben. Ich danke Ihnen für die Investition von Zeit und Mühe.

Im Mittelpunkt des heutigen Abends stehen jedoch die Kandidatinnen und Kandidaten für den Freiwilligenförderpreis des Oberbergischen Kreises.

Dies ist Ihre ganz persönliche Feierstunde!

Seit dem Internationalen Jahr der Freiwilligen im Jahre 2001 hat sich der Kreistag das Ziel gesetzt, in einem 3jährigen Rhythmus Einzelpersonen oder Gruppen für ihre besonders herausragenden ehrenamtlichen Verdienste in den Bereichen Gesundheit und/ oder Soziales zu würdigen und auszuzeichnen. Mit dieser Ehrung möchte der Oberbergische Kreis seine engagierten Mitbürgerinnen und Mitbürger nicht nur öffentlich benennen , wir möchten Ihnen auch deutlich machen, wie wichtig Sie für uns und das Gemeinwohl sind. Ebenso wollen wir Ihnen heute Mut machen, damit Sie auch in Zukunft diesen Weg weitergehen, und wir möchten Ihnen von ganzem Herzen für Ihre Verdienste danken, ihr außerordentliches Engagement würdigen und belohnen .

Einfach menschlich haben Sie gehandelt, liebe engagierte Mitbürgerinnen und Mitbürger.

Einfach menschlich ist auch der Titel der Wanderausstellung hier in den Räumen der Sparkasse Wiehl , die ich Ihnen empfehlen möchte.

Die Arbeitsgemeinschaft Sucht-Selbsthilfe und das Gesundheitsamt Gummersbach zeigen hier noch bis 16. Juli 2004 eine Erfahrungsausstellung von ehemaligen Süchtigen und Angehörigen, die einen Weg gefunden haben, ohne Sucht zu leben.

Einfach menschlich soll zum Nachdenken anregen, Gefühle ansprechen und Selbsterkenntnisse wecken.
Diese Ausstellung soll aber auch deutlich machen, wie wichtig das Miteinander der ehrenamtlichen Selbsthilfegruppen und der Professionellen im Sozial- und Gesundheitsbereich ist . Insbesondere durch die intensive Kooperation zwischen den Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen meines Gesundheitsamtes und den engagierten Frauen und Männern in den Selbsthilfegruppen sowie deren aktive Förderung durch den Oberbergischen Kreis ist es uns gelungen, einen partnerschaftlichen Austausch und ein konstruktives und befruchtendes Miteinander zu erreichen.

Dafür möchte ich mich an dieser Stelle einmal ganz herzlich bei allen Beteiligten bedanken.

Einfach menschlich handeln zum Beispiel auch die vielen Menschen, die im Stillen wirken, die oft nicht erkannt und genannt werden. Stellvertretend für viele möchte ich hier zum Beispiel die hohe Anzahl von Frauen hervorheben, die tagtäglich und oft jahrelang die Versorgung und Betreuung ihrer Mütter, Väter, Schwiegereltern oder behinderten Kinder übernehmen.
Sie tun dies oft unter extremer Belastung, unter Zurückstellung eigener Bedürfnisse und der von Familie und Freunden - bis hin zur Überschreitung der eignen psychischen und physischen Grenzen.

Auch an sie möchte ich heute Abend erinnern- viele von diesen engagierten Menschen, die im Verborgenen wirken, haben ebenfalls einen Freiwilligenförderpreis verdient!

Einfach menschlich beglückend und die wohl erfüllendste Art, freiwilliges Engagement auszuüben, ist die erlebte Sternstunde, eine Ausgewogenheit von Geben und Nehmen zu erfahren.

Es kann ein wunderbares Gefühl sein, das eigene Wissen, den Erfahrungsschatz, die freie Zeit, ja, die ganze Persönlichkeit einzubringen und gleichzeitig sehr viel zurück zu bekommen: Dank, Anerkennung, das Gefühl, gebraucht zu werden, und die Gewissheit, dass alles rundherum gut war.

Einfach menschlich haben auch Sie, die Bewerber und Bewerberinnen gehandelt, die heute hier vertreten sind. Sie haben sich jahrelang für Kinder, Senioren, Behinderte und für Randgruppen in unserer Gesellschaft eingesetzt. Sie sind tätig in unterschiedlichsten Selbsthilfegruppen, im Sport oder im Bereich ökologischer und humanitärer Hilfen, sie engagieren sich für Völkerverständigung und gegen Unrecht.

Für die geleistete ehrenamtliche Arbeit gebührt ihnen allen mein Respekt und meine tiefste Anerkennung.

Der Schwerpunkt der Auswahl für den Freiwilligenförderpreis liegt sowohl für Einzelpersonen als auch für Gruppen im Bereich Gesundheit und / oder Soziales, und dies unter der besonderen Prämisse trägerübergreifend vernetzender Tätigkeit.

Sie können mir glauben, dass uns die Entscheidung, aus den 15 hervorragenden Bewerbungsunterlagen 3 Preisträger herauszustellen, nicht leicht gefallen ist. Auch die vorgeschlagenen Preisträger, die heute nicht zur Auszeichnung gelangen, gehören dennoch zu den Gewinnern!

Meine Damen und Herren,

nach reiflicher Überlegung ist die Jury zu folgender Entscheidung gekommen:

Der 3. Preis geht an eine Dame:

Neben vielen Aktivitäten, deren vollständige Nennung den zeitlichen Rahmen heute sprengen würde, zeichnet sich diese Preisträgerin durch folgende besondere ehrenamtliche Verdienste aus: Im Jahre 1996 wurde von ihr, in Zusammenarbeit mit anderen Frauen, der Mittagstisch in Radevormwald gegründet. Hier werden Essen für bedürftige Personen teils aus Geldspenden oder durch Einsammeln von Lebensmitteln ausgegeben.

Die 3. Preisträgerin koordiniert unermüdlich den Ablauf des Geschehens, hilft bei der Beschaffung der Lebensmittel, sammelt Geldspenden und hat ein offenes Ohr für jedermann. Während der Ausgabe der Mittagessen ist die Dame auch in der dazugehörigen Kleiderkammer aktiv. Auch Besuchsdienste, z.B. im Krankenhaus, werden von ihr wahrgenommen. Ebenso engagiert sie sich beim „Runden Tisch“ der Ökumenischen Initiative Radevormwald/Wipperfürth, deren langjähriges Vorstandsmitglied sie ist. Die Preisträgerin ist Mitarbeiterin der Hospizgruppe Radevormwald, Mitglied des Presbyteriums und im Diakonie-Ausschuss der Ev.-Luth. Kirchengemeinde.

Für Ihre außerordentlichen Verdienste für das Gemeinwohl – insbesondere wegen ihrer Pionierarbeit beim Mittagstisch für Bedürftige - hat die Jury Frau Johanna Unkrig aus Radevormwald den 3. Preis verliehen.

Herzlichen Glückwunsch!
Bild der Preisträgerin Johanna Unkrig mit Landrat und Sparkassendirektor
(v.l.n.r. Landrat Hans-Leo Kausemann, Johanna Unkrig, Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus)


Der 2. Preis geht an eine Gruppe:

Gegründet wurde sie im Jahre 1968 als „Versehrtensportgemeinschaft“. 23 Gründungsmitglieder, in der Regel Kriegsversehrte, fanden hier eine Chance, Sport im Rahmen ihrer Möglichkeiten zu betreiben. Bereits nach einigen Jahren wurde die Gruppe auch für andere Behinderte geöffnet. Es erfolgte eine Umbenennung in „Behinderten-Sportgemeinschaft“.

Zu Beginn der 90er-Jahre erfolgte eine Neuorientierung in Richtung Rehabilitationssport, wie z. B. die ambulante Herzsportgruppe, aber auch Sport für Osteoporose und schlaganfallgeschädigte Menschen. Im Jahre 1995 wurde die Umbenennung des Vereins in „Rehabilitations- und Behinderten-Sportgemeinschaft“ beschlossen. In den letzten Jahren öffnete sich der Verein zusätzlich dem Wettkampfsport. Neben diesen Angeboten besteht in der Rehabilitations- und Behindertensportgemeinschaft eine Gruppe Psychomotorik. Hier werden bewegungs- -und verhaltensauffällige Kinder betreut. Heute nehmen rund 110 Kinder, von der Frühförderung im Kleinkindalter bis zum Jugendlichen, an der Psychomotorik-Gruppe teil. Derzeit besteht der Verein aus 320 Mitgliedern, davon 120 Kinder und Jugendliche.

Die Jury hat sich für diesen Verein als Träger des 2. Preises entschieden, da er bestrebt ist, allen Menschen mit Behinderungen die Teilnahme am Sport zu ermöglichen, um somit den Erhalt und die Wiedergewinnung der Gesundheit, die Stärkung der Eigeninitiative, der Selbständigkeit und der sozialen Integration von Menschen mit Behinderungen zu gewährleisten. Außerdem fördert die Sportgemeinschaft die sportliche Jugendhilfe. Gleichzeitig ist der Verein bestrebt, eine Integration durch Kooperation und somit eine Vernetzung durch Partnerschaften, z.B. mit Schulen, der Lebenshilfe Rhein-Wupper, dem Jugendausschuss und Behindertensportverband NRW zu gewährleisten.

Meine Damen und Herren,

den 2. Preis erhält die Rehabilitations- und Behinderten-Sportgemeinschaft Hückeswagen e.V. Ich darf zu mir bitten den Vorsitzenden des Vereins, Herrn Andreas Gotter. Der Ehrenvorsitzende, Herr Horst Hellerling, kann aus gesundheitlichen Gründen an der Preisverleihung leider nicht teilnehmen. Von hier aus beste Genesungswünsche!

Herzlichen Glückwunsch!
Bild der Preisträger mit Landrat und Sparkassendirektor
(v.l.n.r. Landrat Hans-Leo Kausemann, Kurt Waurich, Andreas Gotter, Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus)


Den 1. Preis müssen sich 2 Herren teilen - und dies stellvertretend für viele engagierte Menschen, die sich in Selbsthilfegruppen verdient gemacht haben.

Das freiwillige Engagement der beiden 1 Preisträger resultiert aus eigener Betroffenheit heraus. Seit vielen Jahren gehören Besuche, Gespräche und Motivationsarbeit, Vorbereitung und Durchführung von Präventionsmaßnahmen für betroffene suchtkranke Menschen zu ihren selbstgestellten Aufgaben. Gleichzeitig werden auch die betroffenen Angehörigen in adäquater Weise betreut. Dies alles geschieht völlig unabhängig von der jeweiligen Tages- und Nachtzeit. Neben dieser Tätigkeit werden von beiden Herren die aktive Mitwirkung und Einflussnahme in unterschiedlichsten Institutionen und Gremien wahrgenommen. Sei es die Suchtprävention in Schulen, die Vertretung der Suchtselbsthilfe in Kirchen, Parteien, Firmen, Stadtrat und Vereinen, oder die Mitgliedschaft in der Gesundheitskonferenz, der Psychosozialen Arbeitsgemeinschaft oder im Qualitätszirkel Sucht, um nur einige zu nennen.

Beide Herren haben sich über zwei Jahrzehnte hinaus in hohem Maße für betroffene suchtkranke Menschen und ihre Angehörigen verdient gemacht. Die beiden Preisträger sind zudem Sprecher der Arbeitsgemeinschaft Suchtselbsthilfe im Oberbergischen Kreis und stehen somit stellvertretend für diesen Bereich.

Ich verleihe den 1. Preis an Herrn Eduard Bornemann vom Blauen Kreuz Gummersbach und an Herrn Siegfried Hombach vom Kreuzbund Morsbach stellvertretend für alle Suchthelfer im Kreis.

Herzlichen Glückwunsch!
Bild der Preisträger mit Landrat und Sparkassendirektor
(v.l.n.r. Landrat Hans-Leo Kausemann, Siegfried Hombach, Eduard Bornemann, Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus)


Meine Damen und Herren,

hiermit beende ich den offiziellen Teil der Preisverleihung.

Gruppenfoto der Preisträger mit Landrat Kausemann und Sparkassendirektor Bösinghaus
(v.l.n.r. Landrat Hans-Leo Kausemann, Siegfried Hombach, Eduard Bornemann, Johanna Unkrig, Andreas Gotter, Kurt Waurich, Sparkassendirektor Manfred Bösinghaus)


Schließen möchte ich jedoch mit einer Bitte:
Machen sie weiter,
oder übernehmen Sie ein Ehrenamt!

Freiwilliges Engagement zahlt sich aus:
  • Es ist eine sinnvolle Freizeitgestaltung,
  • erweitert den Horizont,
  • schützt vor Einsamkeit und
  • relativiert die eigenen Probleme.

Freiwilliges Engagement kann Sie und andere Menschen glücklicher machen!

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- Es gilt das gesprochene Wort -



Letzte Änderung: 7. Juli 2004