22.07.2008: Besser als die Super-Nanny: Die Psychologische Beratungsstelle des Oberbergischen Kreises

Seit 40 Jahren im Dienst für Kinder und Eltern

Das Team der Psychologischen Beratungsstelle mit (v.l.)  Alexander Elwert, Dr. Hubert Mackenberg, Anita Keren-Leininger, Bettina Eigenbrodt-Nobis, Ute Reinert, Kerstin Sauer, Birgit Deppenkemper-Lermen, Alexandra Wackermann, Elisabeth Wessel, Ulrike Müller, Jutta Grave-Arnold, Gerhard Hermann (Foto: G. Hermann, OBK)
Das Team der Psychologischen Beratungsstelle mit
(v.l.) Alexander Elwert, Dr. Hubert Mackenberg, Anita Keren-Leininger,
Bettina Eigenbrodt-Nobis, Ute Reinert, Kerstin Sauer,
Birgit Deppenkemper-Lermen, Alexandra Wackermann,
Elisabeth Wessel, Ulrike Müller, Jutta Grave-Arnold, Gerhard Hermann
(Foto: G. Hermann, OBK)

Oberbergischer Kreis. Der kompetente Rat der Erziehungsexperten der Psychologischen Beratungsstelle des Oberbergischen Kreises ist mehr denn je gefragt. Vor 40 Jahren brannten den Eltern ganz praktische Fragen zu Ernährung und Gesundheit ihrer kleinen Kinder unter den Nägeln, und Jugendliche kamen mit Ablösungsproblemen innerhalb der Familie zur Beratungsstelle, heute sind die Probleme komplexer. 20.000 Fälle zählt Sozialdezernent Dr. Jorg Nürmberger, die seit 1968 in der Beratungsstelle am Baumhof in Gummersbach betreut wurden.

„Es war ein mutiger und richtiger Schritt des Oberbergischen Kreises 1968 die Psychologische Beratungsstelle einzurichten“, sagt der Sozialdezernent. Damals habe es die Beratungsangebote überwiegend in großen Städten gegeben, in Oberberg habe man Neuland betreten.

„Wo Ratlosigkeit herrscht, ist Beratung erforderlich“, sagt Dr. Hubert Mackenberg, Leiter der Psychologischen Beratungsstelle. Wie sehr im Oberbergischen Kreis der Rat von Fachleuten gesucht wird, zeigt die rasant wachsende Inanspruchnahme der Beratungsstelle. In den vergangenen 15 Jahren haben sich die Fallzahlen verdoppelt. 2007 registrierte die Beratungsstelle 820 neue Anmeldungen, insgesamt kümmerten sich Dr. Mackenberg und seine neun Kolleginnen und Kollegen im vergangenen Jahr um über 1000 Fälle.

Auch die Aufgaben wurden für die Beratungsstelle komplexer. „Die Mitarbeiter sehen sich mit Problemen konfrontiert, die sie vor 20 oder 30 Jahren in diesem Ausmaß nicht kannten“, berichtet Dr. Mackenberg. Dazu gehören massive Essstörungen, depressive und psychosomatische Störungen, Kindesmisshandlungen, sexueller Missbrauch, Gewalt unter Kindern sowie Probleme durch Trennung und Scheidung der Eltern.

„2006 hatten wir es erstmals in der Mehrheit mit Kindern zu tun, die nicht mehr in ihrer Herkunftsfamilie lebten, sondern bei einem Elternteil oder in einer Patchworkfamilie“, so Dr. Mackenberg. „Aus Sicht der Kinder stellt die Trennung der Eltern und das Aufwachsen mit einem alleinerziehenden Elternteil oder in einer neu zusammengesetzten Familie eine erhebliche Belastung dar, wird von ihnen doch eine schnelle Anpassung an veränderte Lebensbedingungen abverlangt“, erklärt der Experte. Konflikte der Eltern werden so zu einer Belastung für alle Familienmitglieder.

Daher ist die Beratung in familiären Krisen ein wesentlicher Bestandteil der Beratungsarbeit. Zum Leistungsangebot der Beratungsstelle zählt auch die Unterstützung von Kindern und Jugendlichen sowie ihrer Eltern bei Erziehungsfragen, Entwicklungsproblemen, Verhaltensauffälligkeiten und Leistungsproblemen. Das Team der Beratungsstelle macht die Erfahrung, dass auf Eltern eine Vielzahl von Eindrücken von der Supernanny im Fernsehen bis zu Ratgebern in Zeitschriften und Büchern einströmen, dass sich vor allem junge Eltern immer wieder mit der Frage konfrontiert sehen: ,Wie mache ich es im Erziehungsalltag richtig?’“

Im Laufe der Jahre seien wichtige Kooperationen mit der Jugendhilfe, mit Einrichtungen der Kinder- und Jugendpsychiatrie, aber auch mit Schulen, Kindertageseinrichtungen, Familienzentren und anderen freien Trägern gewachsen. Erzieherinnen, Lehrer und Kinderärzte verweisen häufig an die Beratungsstelle. Eine große Zahl Ratsuchender kommt auch aus eigener Initiative.

„Trotz der großen Nachfrage, schafft es das zehnköpfige Team der Beratungsstelle, die Wartezeiten für hilfesuchende Familien gering zu halten“, zollt Sozialdezernent Dr. Nürmberger den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seine Anerkennung. Vier bis acht Wochen Wartezeit müssten Ratsuchende in Kauf nehmen, in Krisenfällen reagierten die Fachleute sofort.

„Entgegen der demographischen Entwicklung gehen wir davon aus – und die Anmeldezahlen bestätigen das, dass der Bedarf an Unterstützung durch Erziehungsberatung auch bei sinkenden Kinderzahlen steigen wird“, sagt Dr. Nürmberger.

Die Beratung trägt Früchte: „Unsere fachlich qualifizierte Arbeit mit Kindern hat positive und dauerhafte Folgen“, freut sich Dr. Mackenberg. „Junge Menschen werden sicherer, vertrauen wieder ihren eigenen Kompetenzen und können in Zukunft besser mit Herausforderungen umgehen.“ Dabei sei die Arbeit der Berater besonders effektiv, wenn sie so früh wie möglich ansetzt. „Folglich gilt unser besonderes Bemühen jungen Eltern sowie einer engen Zusammenarbeit mit Kindertages- und Frühfördereinrichtungen und Familienzentren.“ Die fachlich qualifizierte Arbeit mit einer Familie über einen längeren Zeitraum habe positive Dauerfolgen für alle Familienmitglieder.



Letzte Änderung: 22. Juli 2008