02.10.2008: „Wenn nichts mehr zu machen ist, gibt es noch viel zu tun“

Hospizdienste im Oberbergischen Kreis mit individuellen Versorgungsangeboten

Verkleinerte Abbildung der Titelseite des Flyers zum Hospiztag 2008Oberbergischer Kreis. „Mehr als 70 Prozent der Menschen in Deutschland sterben in einer stationären Einrichtung, im Krankenhaus oder in einem Pflegeheim, obwohl die Mehrzahl der Schwerkranken und Sterbenden sich wünschen, den letzten Lebensabschnitt zu Hause zu verbringen“, weiß Elisabeth Broich, Mitglied der Arbeitsgemeinschaft der Hospizgruppen im Oberbergischen Kreis. Diesen Wunsch zu erfüllen, sei ein zentrales Ziel der Hospizbewegung. Viele Informationen, insbesondere zum Thema „Essen für Leib und Seele am Lebensende“ gibt es am 18. Oktober von 11 bis 13 Uhr beim Oberbergischen Hospiztag PDF-Logoin der Gummersbacher Fußgängerzone Kaiserstraße.

Im Oberbergischen Kreis kümmern sich in allen 13 Städte und Gemeinden ambulante Hospizdienste darum, ein menschenwürdiges Sterben in den eigenen vier Wänden zu ermöglichen. Es sind vor allem geschulte ehrenamtliche Helfer, die psychosoziale Begleitung des Betroffenen und seiner Angehörigen anbieten. „Im Mittelpunkt ihrer Bemühungen stehen die Bedürfnisse des Schwerkranken, seine körperlichen und seelischen Wünsche, seine Ängste und Sorgen und die seiner Angehörigen“, erklärt Elisabeth Honisch als Koordinatorin der Arbeitsgemeinschaft Hospiz, die beim Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises beheimatet ist. Sowohl Elisabeth Honisch als auch die Hospizgruppen vor Ort vermitteln im Bedarfsfall professionelle Hilfe in körperlichen und seelischen Nöten.

„Es hat sich gezeigt, dass durch ein umfassendes palliativpflegerisches und palliativmedizinisches Betreuungsnetz mehr Patienten bis zuletzt zu Hause bleiben können“, sagt Dr. Jorg Nürmberger, Dezernent für Gesundheit und Soziales beim Oberbergischen Kreis.

Unter Palliativer Betreuung ist die ganzheitliche Versorgung von Patienten mit unheilbaren, fortgeschrittenen Erkrankungen in der letzten Lebensphase zu verstehen. „Wenn ein Patient beispielsweise an Krebs, Aids oder einer Erkrankung des Nervensystems mit unaufhaltsam fortschreitenden Lähmungen leidet und in der letzten Lebensphase ist, geht es vor allem um den Erhalt der bestmöglichen Lebensqualität“, erklärt Elisabeth Broich. Wenn keine Heilungschancen mehr bestünden, sollte eine angemessene Begleitung im Vordergrund stehen. „Bei Schmerz, Luftnot, Übelkeit und Erbrechen, Angst und großer Unruhe fühlen sich pflegende Angehörige oft überfordert“, weiß Broich. Dr. Nürmberger ergänzt: „Eine kompetente Schmerztherapie und Symptomkontrolle, eine sehr gute pflegerische Versorgung und eine intensive Berücksichtigung psychosozialer Bedürfnisse sind erforderlich.“

Laut Elisabeth Broich bedarf es der engen Zusammenarbeit von Haus- und Facharzt, Pflege- und Hospizdienst. „Der Patient braucht liebevolle Zuwendung und sollte bis zum Ende so weit wie möglich selbst bestimmt und in Würde leben.“ Angehörige würden dabei einbezogen, gestärkt und betreut während der Zeit der Krankheit und später während der Trauer.

Das Palliativforum Oberberg hat sich zum Ziel gesetzt, alle an einer Palliativen Versorgung beteiligten Gruppen in Oberberg zu vernetzen, um eine bestmögliche Versorgung und Begleitung von Sterbenden und ihren Angehörigen im Kreisgebiet sicher zu stellen. Für Waldbröl und Wiehl hat sich bereits ein solches palliativmedizinisches Netzwerk konstituiert. Für eine flächendeckende ortnahe Versorgung wird die Unterstützung, Bereitschaft und Zusammenarbeit durch mehr Ärzte, Pflegedienste und Hospizgruppen notwendig sein.

Der Soziologe und Sterbeforscher Dr. Franco Rest sagte im Hinblick auf sein eigenes Sterben: „Der Gedanke, dass jemand da ist, der nicht zulässt, das ich hilflos, ausgeliefert, einsam bin, dieser Gedanke könnte mich gelassen machen!“

Adressen der Hospizgruppen und Ansprechpartner gibt es über die Geschäftsstelle der Arbeitsgemeinschaft Hospiz Oberberg im Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises unter der Telefonnummer 02261/88-5344 oder im Internet in der Rubrik „Gesundheit und Soziales“.

 



Letzte Änderung: 02. Oktober 2008