06.02.2009: Wirtschaftsanalyse: Ruhr-Forschungsinstitut stellt Studie über Oberbergischen Kreis vor

Wirtschaftsanalyse empfiehlt: Verarbeitendes Gewerbe pflegen und Jugend an Oberberg binden
Ruhr-Forschungsinstitut stellt Studie über Oberbergischen Kreis vor

Oberbergischer Kreis. Seit 1975 lässt sich der Oberbergische Kreis regelmäßig von verschiedenen Gutachtern unter die Lupe nehmen. Am gestrigen Donnerstag stellte Professor Dr. Helmut Karl, Inhaber des Lehrstuhls Wirtschaftspolitik an der Ruhr-Universität Bochum und Vorsitzender des Forschungsinstituts für Innovations- und Strukturpolitik, die jüngste Studie über den Wirtschaftsstandort Oberberg vor. Fazit: Der Oberbergische Kreis ist dank des starken produzierenden Gewerbes für die aktuelle Konjunkturkrise gewappnet.

„Nach dem Gutachten von Professor Eckey von 2001 wurde es Zeit für eine Überprüfung der damals getroffenen Standpunkte“, sagte Landrat Hagen Jobi. Die Oberbergische Aufbau GmbH (OAG) gab im Februar 2008 die Wirtschaftsanalyse Logo Power-Point-Präsentation beim Ruhr-Forschungsinstitut in Auftrag, die Professor Karl gestern dem Kreisentwicklungsausschuss präsentierte. Professor Karl und sein Team verglichen – ähnlich wie in Vorgängergutachten – den Standort Oberberg mit Nachbarregionen und Kreisen ähnlicher Wirtschaftsstruktur. „Dabei haben wir starke Wirtschaftsregionen in Süddeutschland ausgewählt, um Oberberg nicht etwa mit den Fußlahmen zu vergleichen“, sagte Professor Karl.

Professor Dr. Helmut Karl von der Ruhr-Universität (Foto: OBK)

Professor Dr. Helmut Karl von der Ruhr-Universität hat den
Wirtschaftsstandort Oberberg untersucht. (Foto: OBK)

„Überraschend war für die mich die große Innovationskraft Oberbergs“, gestand der Gutachter. Die Zahl der Anmeldung von Patenten liegt über denen in Regionen wie Köln/Bonn oder der Stadt Leverkusen. „Das verarbeitende Gewerbe ist ein Pfund, mit dem Oberberg wuchern kann“, zählte Professor Karl eine weitere Stärke auf. Der Dienstleistungssektor entwickle sich zwar positiv, bleibe aber noch hinter der Entwicklung in anderen Regionen zurück. In der aktuellen Krise sei es aber ein Vorteil, dass der Finanzdienstleistungssektor in Oberberg nicht stark ausgeprägt sei. Die Krise berge allerdings Gefahren für die in Oberberg starke Automobilzulieferindustrie.
Insgesamt verfüge der Wirtschaftsstandort Oberberg über so viel eigene Wirtschaftskraft und einen attraktiven Arbeitsmarkt, dass die Bevölkerung im Kreisgebiet Beschäftigung finde. Die Zahl der Auspendler sei rückläufig. Obwohl zunehmend Arbeitsplätze angeboten werden, prognostiziert das Forscherteam ein Arbeitsplatzdefizit von 18.000 Plätzen im Jahr 2015. Das liege unter anderem daran, dass bundesweit die Erwerbsquote steige, weil zunehmend Frauen berufstätig seien. Gegenüber dem Jahr 2007 mit 142.300 Erwerbstätigen erhöht sich ihre Zahl bis 2015 laut Gutachten auf 144.500. „Der demographische Wandel wird zumindest in der mittleren Frist noch nicht zu einem Rückgang der Zahl der Erwerbspersonen führen“, sagte Bau- und Planungsdezernent Volker Dürr, einer der beiden Geschäftsführer der OAG.

Das Gutachten geht davon aus, dass die demographische Entwicklung in Oberberg leicht sinkende Einwohnerzahlen zur Folge haben wird. „Auffällig ist, dass der Anteil der unter 20-Jährigen bis 2015 deutlich abnehmen wird, mehr als in Vergleichsregionen“, sagte Professor Karl. Gleichzeitig rechnet er mit einem leichten Zuwachs der über 70- bis 80-Jährigen gegenüber vergleichbaren Regionen. „Sie müssen etwas unternehmen, um die jungen Menschen hier an die Region zu binden“, empfahl der Forscher.

Kreisdirektor und OAG-Geschäftsführer Jochen Hagt kündigte an, den Campus Gummersbach der Fachhochschule Köln und die heimische Wirtschaft noch enger miteinander verzahnen zu wollen. „Mit dem Studienfonds und der Kunststoffprofessur sind wir auf einem guten Weg.“ Auch die Aus- und Weiterbildung an den Berufskollegs und der neuen Gesundheitsakademie müsse intensiviert werden, damit die Jugend für Ausbildung und Studium nicht abwandern müsse.

„Der Kreis wird durch das Gutachten in seiner Bildungs- und Verkehrspolitik und den Aktivitäten der Wirtschaftsförderung bestätigt“, unterstrich Landrat Hagen Jobi und war sich mit Professor Karl einig: „Die Oberberger können selbstbewusst sein.“

 



Letzte Änderung: 06. Februar 2009