16.05.2012: Zum Umgang mit Demenz: Kreis schult Polizei und Rettungskräfte

Immer öfter werden Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienste im Einsatz vor Ort mit demenzkranken Menschen konfrontiert. Der Oberbergische Kreis will jetzt verstärkt über das Krankheitsbild aufklären, und hat Einsatzkräfte in einer Auftaktveranstaltung praxisnah über den Umgang mit Betroffenen geschult.

Oberbergischer Kreis. Auf der Straße steht ein alter, offensichtlich verwirrter Mann, in Bademantel und Hausschuhen. Er sucht und jammert, dass er nach Hause zu seinen Eltern müsse ...

Für die Einsatzkräfte von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst gehören Situationen wie diese inzwischen zum täglichen Dienst.

"Etwa 4.300 demenzkranke Menschen leben bei uns im Oberbergischen, aber die wirkliche Zahl liegt vermutlich weit aus höher und sie steigt deutlich an", sagt Dr. Jorg Nürmberger, Sozialdezernent des Kreises.  

Auf diese Entwicklung reagiert das Amt für Soziale Angelegenheiten des Oberbergischen Kreises mit gezielten Informationsveranstaltungen, um den Akteuren vor Ort das Krankheitsbild näher zu bringen und den Umgang mit Demenzkranken vertraut zu machen. 

Einsatzleitung und Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst informieren sich bei einer Auftaktveranstaltung über das Thema Demenz (Foto:OBK)
Einsatzleitung und Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst informieren sich bei einer Auftaktveranstaltung über das Thema Demenz (Foto:OBK)

In enger Zusammenarbeit mit dem Demenz-Servicezentrum Bergisches Land in Remscheid ist jetzt eine Auftaktveranstaltung zum Thema Demenz organisiert worden. Bei den Einsatzkräften von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst im Oberbergischen ist dieses Informationsangebot auf große Resonanz gestoßen.

"Ist heute Freitag oder schon September?"

In einer Einführung zum Thema Demenz erklärt Dr. Jorg Nürmberger, dass viele Menschen recht wenig über das Krankheitsbild wissen, wenngleich immer mehr Menschen mit Demenz konfrontiert werden - etwa in der eigenen Familie, im Freundeskreis oder in der Nachbarschaft. Gerade Einsatzkräfte müssten für diese Menschen sensibilisiert werden, um angemessen auf ihre Notsituation reagieren zu können.  

Der Demenzparcours vermittelt Polizeioberkommissar Dirk Dannenberg (l.) und Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling (r.) die Einschränkungen eines Demenz-Erkrankten (Foto:OBK)
Der Demenzparcours vermittelt Polizeioberkommissar Dirk Dannenberg (l.) und Kreisbrandmeister Frank-Peter Twilling (r.) die Einschränkungen eines Demenz-Erkrankten (Foto:OBK)

Auf dem Unterteller der Kaffeetasse liegt kein Löffel, sondern eine Zahnbürste

Mit "verrückten Bildern" schildert Monika Wilhelmi Symptome einer Demenzerkrankung. Die Diplom-Psychologin des Demenz-Servicezentrums in Remscheid zeigt anhand einer Power-Point-Präsentation, in welchem Maße Demenzerkrankte eingeschränkt und somit auf Hilfe angewiesen sind. Sie erklärt den Feuerwehrmännern, Polizisten und Einsatzkräften, dass es wichtig ist, "Demenzkranke in ihrer Situation abzuholen" und so Verständnis für ihre Lage aufzubringen. Konkret: Wenn jemand verzweifelt "nach Hause möchte" und dabei das Zuhause seiner Kindheit sucht, "ist es wichtig den Betreffenden zu trösten, sein Pflichtbewusstsein zu loben und Hilfe zu geben", sagt Monika Wilhelmi.

Die Verhaltensweisen von Demenzkranken und die Ursachen dafür werden vermittelt (Foto:OBK)
Die Verhaltensweisen von Demenzkranken und die Ursachen dafür werden vermittelt (Foto:OBK)

Differenzierung der Erkrankung ist schwierig

Im Anschluss an den Fachvortrag wird deutlich, wie problematisch es häufig für Einsatzkräfte ist, die akute Situation zu analysieren. "Ob Alkohol, Medikamente, geistige Verwirrung oder eine tatsächliche Demenz zu dem Verhalten des in Not Geratenen geführt haben, ist oft nicht zu erkennen", sagt ein Polizeibeamter. Hier müsse ein gutes Netzwerk aufgebaut werden, das über die "kurzfristige Lösung" hinaus - etwa die Unterbringung in einer Klinik - Hilfe bietet.



Letzte Änderung: 16. Mai 2012