29.11.2017: KI sensibilisierte Lehrkräfte für fremde Bildungssysteme

Der Weg in Schule und Ausbildung verläuft in den Herkunftsländern von Geflüchteten anders, als in Deutschland. Das Kommunale Integrationszentrum gab Lehrkräften mit einem Fachforum Einblick in die für sie unbekannten Bildungssysteme

Oberbergischer Kreis. Mit einem Fachforum sensibilisierte das Kommunale Integrationszentrum Oberbergischer Kreis kürzlich für die Unterschiedlichkeit von Bildungssystemen in verschiedenen Ländern. Lehrkräfte, Mitarbeitende der Schulsozialarbeit und Fachkräfte des Offenen Ganztags erfuhren, wie Unterricht, Bildungswege und Ausbildungsübergänge in den Herkunftsländern von Geflüchteteten aussehen. Die Referenten machten in ihren Berichten exemplarisch deutlich, dass unterschiedlichen Erfahrungen mit Bildung und Ausbildung zu Missverständnissen im Schulalltag führen können.

„Stellen Sie sich vor, Sie sind bisher immer für Ihre Arbeit bezahlt worden sind, aber jetzt sollen Sie arbeiten, ohne dafür Geld zu erhalten – wie würden Sie sich dann fühlen?,“ fragte Mousa Othman, von der KAUSA Servicestelle Essen. Das passiere, weil in Ländern wie dem Irak, Iran, Afghanistan oder Syrien weder der Begriff noch die Bedeutung des Wortes „Praktikum“ bekannt sind. Denn dort gäbe es so etwas nicht. Ebenfalls unbekannt sei die duale Form der Ausbildung – die Berufsausbildung den oben genannten Ländern sei rein schulisch.

In der bildungsferneren Gesellschaftsschicht, in der kein Zugang zur allgemeinbildenden Oberstufe bestehe, würden Kinder ab sechs Jahren bereits mitarbeiten, zum Beispiel in der Werkstatt des Vaters. So komme ein 20-Jähriger, der zu uns geflüchtet ist, leicht auf 12 Jahre Berufserfahrung – hier angekommen, solle er aber zunächst an kleinen Prüfstücken unter Beweis stellen, ob er für eine Ausbildung geeignet ist. Das führe zu Unverständnis und Frustration. „Hier hilft nur, unermüdlich Überzeugungsarbeit zu leisten“, empfiehlt Mousa Othman, „denn in den Herkunftsländern des Nahen und Fernen Ostens bedeutet eine Ausbildung absolvieren soviel wie keinen Zugang zum Arbeitsmarkt zu haben und keine soziale Anerkennung zu bekommen.“

In der Abschlussrunde wurde durch die vielfältigen Beiträge der Teilnehmenden noch einmal ganz deutlich, wie wichtig der Erwerb der deutschen Sprache und der beruflichen Fachsprache für den Übergang in die Ausbildung und damit in den Arbeitsmarkt ist: „Das Sprachniveau B2 ist ein absolutes Muss, um überhaupt eine Ausbildung beginnen zu können“, so Referent Mousa Othman.

Herausgestellt wurde auch, dass die jungen Erwachsenen Deutsch möglichst in Kommunikations- und Handlungszusammenhängen lernen sollen. Reiner Grammatikunterricht bringe niemanden wirklich weiter, sich in einem Betrieb mit anderen Menschen zu verständigen dagegen schon: „Eine durchgängige Sprachbildung muss sprachliche und fachliche Inhalte systematisch miteinander verknüpfen und erfolgt auch auf der außerschulischen Ebene“, so Birgit Pempera, Koordinatorin des Fachbereichs Integration durch Bildung im KI. 

Mehr Informationen zur Arbeit des KI erhalten Sie unter www.obk.de/ki.

Suse Düring-Hesse (Leiterin des KI, v.l.) und Birgit Pempera(Koordinatorin im Fachbereich Bildung des KI)freuen sich über die positive Resonanz der Teilnehmenden zur Fachveranstaltung.(Symbolfoto: OBK)
Suse Düring-Hesse (Leiterin des KI, v.l.) und Birgit Pempera(Koordinatorin im Fachbereich Bildung des KI)freuen sich über die positive Resonanz der Teilnehmenden zur Fachveranstaltung.(Symbolfoto: OBK)


Letzte Änderung: 27. November 2017