Lothar Gambke

Lothar Gambke
geb. 1921 in Berlin
lebt in Gummersbach

 

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Große Komposition

Lothar Gambke  "Große Komposition"

Große Komposition
1960
Öl/Leinwand
70 x 95 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 2. Obergeschoss

Bildtext

Das Gemälde ist ohne erkennbares Motiv. Verschiedene mit Weiß oder Schwarz abgetönte Mischfarben wechseln sich in nicht klar definierbaren Formen ab und stoßen aneinander. Tendenziell vergrößern sich die überwiegend dunkel gerahmten Farbflächen von der Mitte nach außen hin.

 

Hafenausfahrt

Lothar Gambke "Hafenausfahrt"

Hafenausfahrt
1985
Tempera/Papier
44 x 71 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 2. Obergeschoss

Bildtext

Bildmotiv ist eine Hafenanlage. Den größten Bildanteil nimmt die Darstellung von Himmel und Meer ein. Verwendet wurde ein Ton, der zwischen Blau und Grünblau changiert, um Perspektive darzustellen und beispielsweise die Horizontlinie zu betonen. Der dargestellte Ausschnitt der Hafenanlage ist hauptsächlich in verschiedenen Grautönen gegeben, einige Mauerstücke sind allerdings weiß. Die Hafenausfahrt mit ihren Mauern und einem kleinen Turm ist summarisch dargestellt, das heißt es wird bis auf einige Details auf die Darstellung von Einzelheiten verzichtet. Dadurch ergeben sich klare geometrische Formen. Die gesamte Anlage spiegelt sich im Wasser. Die Struktur des verwendeten Papiers scheint durch die Farben durch.

 

Ostfriesland

Lothar Gambke "Ostfriesland"

 Ostfriesland
1995
Aquarell
50 x 70 cm

Ausstellungsort
Kreishaus, 2. Obergeschoss

Bildtext

„Ostfriesische Landschaft – hier also mit dem großen Himmel, wie er in dieser Marschlandschaft typisch ist. Der große Himmel und die Landschaft, in der erst einmal nichts stattfindet. Die aber eindrucksvoll ist gerade durch die Größe und die breit hingelagerte Weite.“
(Beschreibung des Bildes durch den Künstler ¹ )

Bildanalyse

" Jedes Kunstwerk entsteht technisch so, wie der Kosmos entstand - durch Katastrophen, die aus dem chaotischen Gebrüll der Instrumente zum Schluss eine Symphonie bilden, die Sphärenmusik heißt. Werkschöpfung ist Weltschöpfung."
Wassily Kandinsky, Maler, 1866 - 1944

Das Bild Große Komposition von Lothar Gambke aus dem Jahr 1960 ist ein gegenstandsloses Bild, das heißt es ist kein Motiv erkennbar. Mit diesen Bildern vertreten Künstler die Auffassung, dass Formen und Farben in der Malerei nicht allein zur Beschreibung der Welt dienen, sondern an sich bildwürdig und geeignet sind, eine eigene Welt, unabhängig von unserer sichtbaren Welt, darzustellen.

Dieses Bild weist aufgrund der uneindeutigen Formen Charakteristika der informellen Kunst auf. In Europa wie in den USA rebellierten die Künstler ab 1945 mit dieser Malerei gegen den bis dahin herrschenden auf Perfektion und Komposition ausgerichteten Kunststil. Nach den Ereignissen rund um den Zweiten Weltkrieg wollten sie sich keinen Regeln und Vorschriften mehr unterwerfen, die ihrer Meinung nach mit zu den grauenvollen Ereignissen geführt hatten, und sie wollten keinen Missbrauch mehr zulassen, wie er in den 1930er und 1940er Jahren auch mit der Kunst getrieben worden war.

Das vorliegende Bild weist kein offensichtliches Motiv auf, trotzdem lassen sich Themen erkennen, mit denen sich der Künstler beschäftigt hat: Die meisten der Farben im Bild kommen mehrfach vor, doch jeweils in anderen Farb- und Formzusammenhängen. Reizvoll ist, dass auf diese Weise Farben trotz gleicher Farbwerte je nach ihrer jeweiligen Umgebung verschieden wirken. Auf diese Weise treten die Farben optisch vor und zurück. Damit entstehen Rhythmik und Harmonien wie wir sie aus der Musik kennen. Der Vergleich mit der Musik ist nicht weit hergeholt: Die ersten gegenstandlosen Bilder sind um 1910 tatsächlich in Zusammenhang mit Musik entstanden: Kandinsky wurde zu seinen „Impressionen“ durch Schönberg-Musik inspiriert.

Das Gemälde Hafenausfahrt von 1985 zeigt, wie der Titel vermuten lässt, einen Teil einer Hafenanlage in Schweden. Anders als bei seinem früheren Bild Große Komposition von 1960 handelt es sich also um ein gegenständliches Bild. Und anders als das frühere, aufgeregt wirkende Bild strahlt dieses Bild Statik und Ruhe aus. Wie kommt das? Der Bildtitel gibt das gut erkennbare Bildmotiv wieder. Der Verzicht auf Darstellung von Details schärft den Blick auf die Formen. Die durch weiße Farbe hervorgehobenen Vierecke sind überwiegend trapezförmig und hochrechteckig und gehören zu den wenigen vertikalen Elementen im Bild. Die in Grau gegebenen Mauern verlaufen parallel zur Horizontlinie. Diese langen Rechtecke in Grau erzeugen gemeinsam mit dem vom Künstler gewählten Querformat des Bildes das Gefühl von Ruhe und Stabilität.

Bei eingehender Betrachtung der beiden auf den ersten Blick so verschieden wirkenden Bilder (vgl. Große Komposition, 1960) stellt man also fest, dass beide das Interesse des Künstlers an Formen und ihrer Bildwirkung thematisieren.

Ein weiterer Aspekt der künstlerischen Arbeit von Lothar Gambke zeigt sich bei seinen Landschafts-Aquarellen (vgl. Ostfriesland, 1995). Der Künstler schätzt die Aquarell-Technik zur Beschreibung von Landschaften, weil das Verfahren ein schnelles Arbeiten erfordert. Dadurch lässt sich laut Gambke am besten der dynamische, lebendige Charakter von Landschaften einfangen.

Gemeinsam mit einigen anderen Künstlern, beispielsweise den ebenfalls in der Kunstsammlung Oberberg vertretenen Künstlern Hermann Kunz, Martin Jahn und Hans Dotterweich, schuf Lothar Gambke nach dem Zweiten Weltkrieg mit der „Oberbergischen Künstlervereinigung“ eine wichtige Grundlage für das kulturelle Leben in Oberberg. Außerdem unterrichtete der vom Fachpublikum vielbeachtete Maler 20 Jahre Kunst am Grotenbachgymnasium in Gummersbach und gestaltete mit Wandmalereien zahlreiche öffentliche Bauten.

 
¹Ausst.-Kat.: Lothar Gambke. Retrospektive, Oberbergischer Kunstverein, ohne Ausstellungsdaten, Gummersbach 1996

 



Letzte Änderung: 01. Juni 2010