19.12.2006: Familien in Oberberg stärken

Die kleine Mina und ihre Mutter Indra Wlodarek, Hebamme aus Gummersbach, unterstützen das Familienbündnis. 
Die kleine Mina und ihre Mutter Indra Wlodarek, Hebamme aus Gummersbach, unterstützen das Familienbündnis.
Oberbergischer Kreis. Die kleine Mina war mit ihren gerade mal zwei Wochen die jüngste Teilnehmerin bei der Gründung des „Oberbergischen Bündnis für Familie“. Mina träumte von den Betreuungs-, Bildungs- und Freizeitmöglichkeiten, die sie als heranwachsendes Mädchen im Oberbergischen Kreis nutzen kann, während ihre Mutter Indra Wlodarek mit ihrer Unterschrift den Grundstein für das Familienbündnis legte. Neben Indra Wlodarek, die sich aufgrund ihres Berufes als Hebamme an dem Bündnis beteiligt, unterzeichneten am Montagabend rund 70 Gründungsmitglieder im Bündnisbuch.

„Mit Ihrer Unterschrift zeigen Sie, dass Sie das Oberbergische Bündnis für Familie ideell aber auch mit ihren Ideen und Ihrem Engagement unterstützen“, bedankte sich Landrat Hagen Jobi für die rege Teilnahme an der Auftaktveranstaltung. 

Im vollen Foyer des Kreishauses hob der Landrat die Vorteile des Familienbündnisses hervor. „Für Unternehmen bringt Familienfreundlichkeit betriebswirtschaftlich Gewinn. Familienfreundliche Personalpolitik reduziert die Kosten und bringt Wettbewerbsvorteile. Betreuungsangebote, Teilzeit- oder Telearbeit sind kostengünstiger als die Neubesetzung einer Stelle“, weiß der Verwaltungschef aus dem eigenen Haus. Ausgezeichnet mit dem audit berufundfamilie ® der Hertie-Stiftung arbeitet die Kreisverwaltung an der stetigen Verbesserung von Arbeitsbedingungen für Familienväter und Mütter.

„In Kommunen stoppt Familienfreundlichkeit die Abwanderung, erhöht die Attraktivität und verschafft einen wichtigen Standortvorteil“, sagte Jobi. Soziale Organisationen und Träger von Einrichtungen profitierten ebenfalls, da sie mit ihrem Engagement für Familien im Bündnis ein neues Forum und neue starke Partner ihr Anliegen fänden.

Landrat Hagen Jobi (M.), seine beiden Stellvertreter Hans-Otto Gries (2.v.r.) und Rolf Schäfer (l.) unterzeichneten genauso wie Dr. Hans Christian Marenbach von der Hückeswagener Firma Pflitsch und dem Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen im Bündnisbuch.
Landrat Hagen Jobi (M.), seine beiden Stellvertreter Hans-Otto Gries (2.v.r.) und Rolf Schäfer (l.)
unterzeichneten genauso wie Dr. Hans Christian Marenbach von der Hückeswagener Firma Pflitsch
und dem Landtagsabgeordneten Bodo Löttgen im Bündnisbuch.

Diese Meinung teilten auch zahlreiche Vertreter aus Wirtschaft, Kirchen, sozialen Verbänden und Politiker. So unterzeichneten beispielsweise der Hückeswagener Unternehmer Harald Pflitsch, die Volksbank Oberberg,  Landtagsabgeordneter Bodo Löttgen, IHK-Geschäftsführer Rainer Lessenich, Christian Kauer vom Bundesverband mittelständischer Wirtschaft, der Geschäftsführer der ARGE Oberberg Rainer Drescher, Gerhard Marzinkowski vom Paritätischen Wohlfahrtsverband, der Kirchenkreis an der Agger und die Leiterin der Malteserkommende Ehreshoven, Elisabeth Freifrau von Spies.

Auch der Geschäftsführer des Caritasverbandes Oberberg ist beim Bündnis für Familie dabei. „Diese lokalen Bündnisse sind das Thema für die Caritas und für mich als Vater mit sechs Kindern“, sagte Peter Rothausen. Er sieht beispielsweise Handlungsbedarf in den offenen Ganztagsschulen. „Die offene Ganztagsschule ist für Kinder aus bildungsfernen Familien eine große Chance. Wir müssen es schaffen, diese Kinder über Bildung in Arbeit zu bekommen.“ Gerade in der offenen Ganztagsschule sei das Engagement von Bündnismitgliedern wichtig, sagte auch Moderatorin Kathrin Scharrschmidt vom Service Büro Lokale Bündnisse. Bündnisse für Familien gibt es in der gesamten Bundesrepublik, sie gehen auf eine Initiative des Bundesfamilienministeriums zurück.

„Der Oberbergische Kreis sieht in der Familienförderung die Förderung des Wirtschaftsstandortes“, erläuterte Wirtschaftsdezernent Jochen Hagt „Gerade in Zeiten des demographischen Wandels und eines zunehmenden Wettbewerbs der Standorte um qualifizierte Arbeitskräfte, ist auch der Oberbergische Kreis gut beraten, sich als Standort für Familien zu positionieren. „Wer Familien stärkt, legt die Grundlage für Arbeitsplätze“, pflichtete der Landtagsabgeordnete Bodo Löttgen bei. Daher begrüße, dass der Oberbergische Kreis bei seinem Familienbündnis den Akzent auf die Wirtschaft setze.

Auch Professor Dr. Hans Bertram, Mikrosoziologe an der Humboldt Universität Berlin, warb für die Gründung von lokalen Familienbündnissen. „Paare haben heute keine Zeit für Kinder, da sie 80 Stunden und mehr in der Woche arbeiten. Daher brauchen wir neue Arbeitszeitmodelle“, forderte Bertram von Arbeitgebern und Gewerkschaften. „Wenn wir so weitermachen wie bisher, wird die Geburtenrate weiter sinken.“

Um die konkrete Umsetzung des Ziels, Familien zu stärken, ging es in Fachforen. So informierten zum Beispiel die Städte Wiehl und Hückeswagen über ihre Familienpolitik und stellten Projekte wie den Familienpass Wiehl und das Kinderhaus Hückeswagen vor. Während in anderen Foren über Bildung und Erziehungskompetenz diskutiert wurde, informierten sich Mina und ihre Mutter über die Möglichkeiten der Bündnispartner, familienfreundliche Wohn-, Arbeits-, und Lebensbedingungen zu schaffen.

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Letzte Änderung: 19. Dezember 2006