20.06.2008: Krankenhaustüren in Waldbröl bleiben für Kinder auch in Zukunft offen

Geschäftsführer Finklenburg und Landrat Jobi stellen Konzept für hochwertige medizinische Versorgung von Kindern und werdenden Müttern in Oberberg vor

Kreiskrankenhaus Waldbröl - entnommen aus dem Internetauftritt des Kreiskrankenhauses WaldbrölOberbergischer Kreis. Aufgrund der großen Verunsicherung in der Öffentlichkeit nach Spekulationen über eine mögliche Schließung der Waldbröler Kinderklinik, informierten Landrat Hagen Jobi, Vorsitzender der Gesellschafterversammlung der Kreiskrankenhäuser Waldbröl und Gummersbach, sowie der Geschäftsführer der beiden Krankenhäuser, Joachim Finklenburg, am heutigen Freitag über das Konzept zur medizinischen Versorgung von Kindern, Jugendlichen und werdenden Müttern im Oberbergischen Kreis.

Die Reaktionen von besorgten Eltern verdeutlichten, wie groß die Verbundenheit und Akzeptanz des Waldbröler Krankenhauses sei, sagte Landrat Jobi. „Unser Ziel ist es, die Grundversorgung von Neugeborenen und Kindern, die eine chirurgische Behandlung benötigen, auch in Zukunft in Waldbröl sicherzustellen“, betonte Jobi. Die Geschäftsführung habe ein sehr vernünftiges Konzept erarbeitet, das der Gesellschafterversammlung der künftigen Holding beider Krankenhäuser zur Entscheidung vorgelegt und vorab der Öffentlichkeit vorgestellt werde.

Es gebe eine Reihe von aktuellen Rahmenbedingungen, die Folgen für die weitere Entwicklung der pädiatrischen Versorgung im Oberbergischen Kreis hätten, erklärte Geschäftsführer Finklenburg. Dazu zähle die demographische Entwicklung mit rückläufigen Kinderzahlen und die medizinische Weiterentwicklung mit zunehmenden ambulanten Behandlungsmöglichkeiten von Kindern. „Der Bund stellt Strukturanforderungen zur Betreuung von Risikoschwangerschaften und Frühgeborenen, die wir weder in Waldbröl noch in Gummersbach erfüllen. Daher sind wir nicht mehr attraktiv für Ärzte, weil sie sich bei uns nicht weiterbilden können“, erklärte Finklenburg. Diese Strukturen müssten dringend geschaffen werden, um beispielsweise Mehrlings- und Frühgeburten betreuen zu können und Ärzten ein breites Behandlungsspektrum bieten zu können. Zudem seien beide Kinderkliniken defizitär, was aufgrund der hohen Vorhaltekosten alle Kinderkliniken in Deutschland belaste. „Ohne eine Neonatologie brechen uns beide Kinderkliniken weg“, ist sich der Krankenhausmanager sicher.

Pressegespräch zur medizinischen Versorgung von Kindern im Oberbergischen Kreis am  20.06.2008 im Kreishaus Gummersbach (Foto: Oberbergischer Kreis)
Pressegespräch zur medizinischen Versorgung von Kindern im Oberbergischen Kreis am 20.06.2008 im Kreishaus Gummersbach
(Foto: Oberbergischer Kreis)


„Konkret haben wir für Waldbröl geplant, eine Kinderstation an die chirurgische Station anzudocken“, sagte Finklenburg. Dabei solle es sich um eine kindgerecht gestaltete Station mit dem entsprechenden Fachpersonal handeln. „Ein Kinderarzt wird schwerpunktmäßig am Nachmittag und in den Abendstunden dort sein, wenn die Kinderärzte in Waldbröl und Umgebung ihre Praxen geschlossen haben.“ Es gebe auch Überlegungen, einen kinderärztlichen Wochenenddienst einzurichten. Von den 1.800 Fällen, die 2007 in der Kinderklinik Waldbröl gezählt wurden, können nach dem neuen Konzept 1000 Fälle weiterhin behandelt werden.

Finklenburg betonte: „Es ist kein Arbeitsplatz gefährdet.“ Im Gegenteil: Die Arbeitsplätze seien sicher und würden durch die Möglichkeit in Gummersbach Risikoschwangerschaften betreuen zu können, noch attraktiver.

„Der Erhalt einer qualifizierten neonatologischen Station für Früh- und Neugeborene verbunden mit einer Intensiv-Einheit für große Kinder muss in unserem Kreis unbedingt gewährleistet sein. Das ist unser wichtigstes, schon seit Jahren angemahntes Ziel“, sagte Dr. Uwe Nothnick, Obmann der Oberbergischen Kinderärzte. Der problematische Abbau der Sozialstrukturen, veranlasst durch die vom Staat durchgesetzte Gesundheitsreform, zwinge die Kinderärzte dazu, im ländlichen Umfeld die vorhandenen Versorgungsstrukturen zu bündeln, sagte der Kinderärzte-Sprecher. „Eine Bündelung ist notwendig, damit die Versorgungsstrukturen überhaupt weiterbestehen können im Interesse der Versorgung unserer Kinder.“

Da seit Jahren eine chronische finanzielle Unterversorgung der ambulanten sowie der klinischen medizinischen Versorgungsstrukturen bestehe, sei von den Kinder- und Jugendärzten in Zusammenarbeit mit den Hausärzten eine vernetzte Versorgungsstruktur aufgebaut worden, wo sowohl Kinder als auch Erwachsene im Oberbergischen Kreis in Notdienst-Ambulanzen medizinisch betreut würden. Die zentrale Telefonnummer für den kreisweiten kinderärztlichen Notdienst lautet 02261/171189. „Auf diese Weise wird die medizinische Versorgung von Kindern und Jugendlichen in unserem Kreis sichergestellt“, erklärte Dr. Nothnick.

Am kommenden Mittwoch tritt die Gesellschafterversammlung der Klinikum Oberberg GmbH erstmals zusammen. Dann wird Geschäftsführer Finklenburg der neu zusammengesetzten Gesellschafterversammlung das Konzept vorstellen.

 



Letzte Änderung: 20. Juni 2008