16.07.2010: Der Kanadische Botschafter zu Gast im Oberbergischen

Engere Beziehung durch Siebenbürgisches Elternhaus

Oberbergischer Kreis. Landrat Hagen Jobi hat den kanadischen Botschafter in Berlin, Peter Michael Boehm im Kreishaus empfangen. Gemeinsam mit dem oberbergischen Bundestagsabgeordneten Klaus-Peter Flosbach, dem Vorsitzenden der Deutsch-Kanadischen Parlamentariergruppe, hat sich Peter Michael Boehm ins Gästebuch des Oberbergischen Kreises eingetragen. Landrat Hagen Jobi betonte die besondere Auszeichnung des frühen Besuches im Oberbergischen, da Boehm erst seit September 2008 kanadischer Botschafter in Berlin ist.

In lockerer Atmosphäre erzählte der 56-Jährige von seiner siebenbürgischen Herkunft, die ihn bereits als Jugendlichen in die Siedlung der Siebenbürger-Sachsen nach Wiehl-Drabenderhöhe geführt habe. „Ich kam damals im Austausch mit einem siebenbürgischen Jugendlager nach Drabenderhöhe und habe Robert Gassner dort noch persönlich kennengelernt“, berichtete Boehm. Seine Eltern flüchteten 1944 aus Siebenbürgen (sein Vater im Gassner-Treck) und gelangten über Umwege durch Österreich schließlich nach Kanada zu Verwandten. Peter Michael Boehm kam 1954 in Kitchener (Ontario) zur Welt und verlebte in der siebenbürgisch geprägten Stadt seine Jugend. Dort war er Jugendleiter der Landsmannschaft der Siebenbürger Sachsen in Kanada. Zu Hause wurde deutsch gesprochen, sagt der promovierte Historiker. Es habe aber viele Jahre gedauert, bis er zum ersten Mal wieder – in diplomatischen Diensten - ein deutschsprachiges Land besucht habe.

Seit 1981 arbeitete Peter Michael Boehm im kanadischen Außenministerium. Bis er Botschafter in Berlin wurde, hat Boehm zahlreiche Posten im In- und Ausland bekleidet, unter anderem in Costa Rica und Havanna.

In Washington war er zunächst als Botschafter und ständiger Vertreter bei der Organisation Amerikanischer Staaten tätig. Danach wurde er Gesandter für Politik, Presse und Kultur an der kanadischen Botschaft und kam vor anderthalb Jahren als kanadischer Botschafter nach Berlin.

Freundschaftlicher Austausch zwischen Kanada und Oberberg:
( v.l.n.r.) Klaus-Peter Flosbach, Botschafter Peter Michael Boehm, Hagen Jobi (Foto: OBK)

Er setze auf eine starke Zusammenarbeit mit Deutschland, sagt Boehm und sprach dabei auch konkret von wirtschaftlichen Beziehungen mit Oberbergischen Unternehmen. Er nannte bestehende Niederlassungen, beispielsweise von Jockey-Plastik (Wipperfürth) in Ontario und Sarstedt (Nümbrecht) in Quebec. „Investitionen müssen in beide Richtungen gehen“, sagt der kanadische Botschafter. Eine gute Basis dafür sieht Boehm in dem deutsch-kanadischen Mobilitätsabkommen. „5000 junge Deutsche, zumeist Universitäts-Absolventen, kommen jährlich nach Deutschland, aber nur etwa 500 Kanadier nach Deutschland.“ Er stehe daher im regen Austausch mit der deutschen Botschaft in Kanada, um gerade Studierende für Deutschland zu begeistern. Landrat Hagen Jobi sicherte einmal mehr seine Unterstützung im Hinblick auf Studierenden an der Fachhochschule Gummersbach zu. Auch Klaus-Peter Flosbach will die Beziehungen weiter intensivieren. „Von unseren 622 Abgeordneten sind bereits 55 in der deutsch-kanadischen Parlamentariergruppe aktiv, und zwar unabhängig von ihrer Parteizugehörigkeit“, sagt Flosbach.

Der Botschafter besuchte in Begleitung von Klaus-Peter Flosbach zunächst Schloss Homburg und anschließend Landrat Jobi im Kreishaus, bevor er mit ihm weiterfuhr nach Drabenderhöhe. Am Mittag ging es dann weiter nach Wipperfürth und Hückeswagen. Der Besuch endete mit einer Besichtigung der Neyetalsperre, wo Landrat Hagen Jobi die Bedeutung der Trinkwasserversorgung für die Ballungszentren betonte.

Jobi und Flosbach stellten bei dem Besuch des kanadischen Botschafters viele Gemeinsamkeiten fest, die die politischen und wirtschaftlichen Kontakte intensivieren werden. „Integration und Immigration sind Themen in Kanada wie auch hier im Oberbergischen“, sagt Flosbach. „Unter den G8-Ländern sind sich Deutschland und Kanada in ihren Strukturen am ähnlichsten“, stellte Peter Michael Boehm fest. Er sei mindestens einmal wöchentlich außerhalb Berlins unterwegs, um Kontakt zu Unternehmen aufzubauen und die wirtschaftlichen Beziehungen zu intensivieren, dazu zählte auch sein Besuch im Oberbergischen Kreis.