24.09.2020: 8. Wettbewerb Kommunale Suchtprävention

Sonderpreis geht in den Oberbergischen Kreis

Oberbergischer Kreis. Auf Anregung der Drogenbeauftragten der Bundesregierung und mit Unterstützung der Kommunalen Spitzenverbände sowie des GKV-Spitzenverbandes hat die BZgA den 8. Bundeswettbewerb "Vorbildliche Strategien kommunaler Suchtprävention" ausgeschrieben. Gesucht wurden Städte, Kreise und Gemeinden, die mit wirkungsvollen Aktivitäten zur Suchtprävention ein besonders gutes Beispiel für andere Kommunen geben.

Zusätzlich lobte der GKV-Spitzenverband einen Sonderpreis zum Thema „Gesundheitsförderung und Prävention für Kinder aus suchtbelasteten Familien“ aus, den wir mit unseren beiden eingereichten Projekten „Verrückt? Na Und!“ und „LEBENSFARBEN“, gewonnen haben!

Im Dezember 2019 gründete das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises unter aktiver Beteiligung vielfältiger Einrichtungen der gemeindepsychiatrischen Versorgung die Regionalgruppe Oberberg zur Durchführung des Präventionsangebots „Verrückt? Na Und!“.

Rabea Riesewieck ist im Gesundheitsamt als Koordinatorin der Regionalgruppe im Oberbergischen Kreis tätig und betreut das Projekt: „Wir bieten ‚Verrückt? Na und!‘ bei uns im Kreisgebiet an, weil wir wissen, dass psychische Krisen und Erkrankungen häufig vorkommen und überwiegend in der Jugendzeit bereits beginnen. Da sie immer noch tabuisiert sind, suchen und finden Betroffene oft zu spät Hilfe. Deshalb wollen wir Schülern und Lehrern Wege zeigen, wie sie gemeinsam psychische Gesundheit stärken und Krisen meistern können. Es ist besonders toll, zu sehen, wie die Klasse innerhalb des Schultags näher zusammenrückt und das Klassenklima innerhalb eines Tages gestärkt wird.“

„Verrückt? Na und!“ richtet sich an Schülerinnen und Schüler im Alter von 14 bis 20 Jahren und ihre Lehrkräfte. Ziel ist es, Bewusstsein für eine frühzeitige Auseinandersetzung mit psychischer Gesundheit zu schaffen. Das bedeutet, Ängste und Vorurteile abzubauen, Zuversicht und Lösungswege in Krisen zu vermitteln und Wohlbefinden zu fördern.

Gestaltet wird der „Verrückt? Na und!“-Schultag von einem besonderen Tandem: Von zwei Menschen, die beruflich und persönlich Erfahrungen mit psychischen Krisen haben. Sie besuchen Schulklassen, um sich mit ihnen und ihren Lehrkräften offen über die großen und kleinen Fragen zur psychischen Gesundheit auszutauschen. Typische Themen sind hier Leistungsdruck, Mobbing, Trennung der Eltern, Krankheit in der Familie, Süchte, Zukunftssorgen. Der Höhepunkt des Schultags ist stets der Austausch über persönliche Erfahrungen. Die SchülerInnen erfahren, wie sich eine Depression oder eine Psychose anfühlen, wo es im Oberbergischen Kreis Hilfe gibt und was sie selbst, Freunde, Eltern und LehrerInnen tun können.

Wenn Sie ebenfalls Interesse an der Beteiligung innerhalb der Regionalgruppe haben, können Sie sich bei Frau Rabea Riesewieck (02261 88-5348; rabea.riesewieck@obk.de) für weitere Informationen melden.

Der Verein LEBENSFARBEN – Hilfen für Kinder und Jugendliche e.V. hat seine Arbeit am 01.05.2017 durch eine Anschubfinanzierung der Karl Bröcker Stiftung in Lippstadt beginnen können.
Die Karl Bröcker Stiftung aus Lippstadt sowie die Hans Hermann Voss-Stiftung aus Wipperfürth fördern das Projekt zu ca. 80%. Der Rest wird aus Spendengeldern finanziert. Des Weiteren fördert die Wiehler Sozialstiftung, die Sozialstiftung der Kreissparkasse Köln sowie Privatspender das Projekt. Die Arbeit unterliegt bisher keiner Regelfinanzierung durch öffentliche Mittel und man ist weiterhin auf Stiftungs- und Spendengelder angewiesen.
Man möchte die Versorgungslücke im Oberbergischen Kreis schließen und jungen Menschen mit Hilfe einer individuellen Unterstützung Perspektiven eröffnen.

Wenn ein Elternteil schwer erkrankt ist, beeinflusst dies die gesamte Familie. Das Familiensystem ist belastet und die erkrankte Person beansprucht ein hohes Maß an Aufmerksamkeit.
Die Kinder und Jugendlichen in einer solchen Situation werden oft von der Umgebung und dem professionellen Hilfesystem übersehen. Zusätzlich fühlen sie sich oft hilflos, alleingelassen und mit der belastenden Situation überfordert. Das Gefühl von Sicherheit geht verloren.
Es kommt zu einem Mangel an emotionaler Zuwendung und Geborgenheit. Zudem entwickeln die Kinder und Jugendliche Ängste, Schuld- und Schamgefühl und übernehmen häufig die Rolle der Eltern. Eine Aufgabe, die stark überfordert, sodass sie ihre eigenen Bedürfnisse oft zurückstellen. Erschwert wird dies durch eine Tabuisierung von psychischen Erkrankungen z.B. in der Gesellschaft, Familie, Kindergarten oder Schule. Viele Fragen bleiben bei ihnen offen und die Hemmschwelle, über die Erkrankung des Elternteils zu sprechen, ist sehr groß. So nimmt die Verbreitung psychischer Erkrankungen seit vielen Jahren zu. Mittlerweile leben In Deutschland 3,8 Millionen Kinder mit einem psychisch erkrankten Elternteil.

LEBENSFARBEN – Hilfen für Kinder und Jugendliche e.V. möchte durch eine gute Vernetzung und Kooperationen zum bestehenden psychosozialen Hilfesystem im Oberbergischen Kreis ergänzende passgenaue Hilfen anbieten.

Die betroffene Kinder und Jugendliche sollen dort abgeholt werden, wo sie sich befinden, ihnen professionell zur Seite stehen und sie unterstützen. Darüber hinaus soll die präventive Arbeit Entwicklungsstörungen und Verhaltensauffälligkeiten bei den Kindern und Jugendlichen verhindern.
Die Forschung zeigt, dass Menschen, die als Kind schwere Situationen erlebt, aber dennoch Inseln der Geborgenheit erfahren haben, als Erwachsene Visionen entwickeln können, wie das Leben anders verlaufen kann. So kann verhindert werden, dass sich die Lebensweisen von Generation zu Generation fortsetzen.
Kinder und Jugendliche erhalten durch die individuelle Unterstützung Raum und Zeit für eine gelingende Persönlichkeitsentfaltung. Sie fühlen sich gestützt. Zu den Paten wird eine tragfähige Beziehung aufgebaut, wodurch die Kinder und Jugendliche Sicherheit und Geborgenheit erfahren. Die Fähigkeit, schwierige Lebenssituationen ohne anhaltende Beeinträchtigung zu überstehen wird gestärkt und gefördert. Oftmals übernehmen die Kinder die Rolle der Eltern in der Familie.

Das niederschwellige Angebot bietet den Betroffenen einen schnellen, leichten und unbürokratischen Zugang zu Unterstützungsangeboten und darüber hinaus auch zu den Angeboten anderer Netzwerkpartnern. 

Seit Februar 2020 besteht eine Kooperation mit dem Projekte „Verrückt? Na und! Seelisch fit in Schule und Ausbildung“.

Seither wurden 5 Ausbildungen für ehrenamtliche Patenschaften durchgeführt und insgesamt wurden 49 Menschen ausgebildet. Anfang September ist eine neue Ausbildung für ehrenamtliche Patenschaften mit 10 Teilnehmern gestartet. 39 Ehrenamtler arbeiten nun ehrenamtlich als Pate. Aktuell gibt es 34 laufende Patenschaften, 16 Kinder stehen auf der Warteliste. Der Bedarf im Obergischen Kreis ist sehr groß, Klienten bekommen durch das niederschwellige Angebot einen schnellen und leichten Zugang, die Hemmschwelle in der Kontaktaufnahme ist niedriger.

Darüber hinaus bestehen Kooperationsvereinbarungen mit

  • dem Kreiskrankenhaus Waldbröl - Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik und dem Zentrum für seelische Gesundheit Klinik Marienheide.
    Im Rahmen der Kooperationen wird jeweils 1mal im Monat eine Elterngruppe für betroffene Eltern in den Kliniken durchgeführt. Diese ermöglicht den Betroffenen einen schnelleren und leichteren Zugangsweg zu unserem Angebot.
  • OGB – Oberbergische Gesellschaft zur Hilfe für psychisch Behinderte mbH
  • Jugendämter des Oberbergischen Kreises
  • Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises

Weitere Informationen finden Sie unter www.lebensfarben-oberberg.de oder bei Sandra Karsten unter Telefon 02262 7949546 oder s.karsten@lebensfarben-oberberg.de

Ralf Schmallenbach (Sozialdezernent des Oberbergischen Kreises), Kaija Elvermann (Amtsleiterin des Gesundheitsamtes des Oberbergischen Kreises), Rabea Riesewieck, Sandra Karsten und Hubertus Vierschilling. (Foto: OBK)
Ralf Schmallenbach (Sozialdezernent des Oberbergischen Kreises), Kaija Elvermann (Amtsleiterin des Gesundheitsamtes des Oberbergischen Kreises), Rabea Riesewieck, Sandra Karsten und Hubertus Vierschilling. (Foto: OBK)


Letzte Änderung: 24. September 2020