13.04.2023: Verhaltensauffällige Füchse – ein Tollwutrisiko?

In letzter Zeit erreichen das Veterinäramt vermehrt Berichte über verhaltensauffällige Füchse.

Oberbergischer Kreis. Füchse nähern sich dem Menschen, haben offensichtlich ihre natürliche Scheu vor Menschen verloren und zeigen ungewöhnliche Verhaltensweisen. Auch durch Hunde oder Lärm lassen sich die Tiere teilweise nicht vertreiben. „Da die Symptome durchaus einer Tollwuterkrankung ähneln können, erreichen das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt viele Fragen von besorgten Bürgerinnen und Bürger“ sagt Birgit Hähn, die zuständige Ordnungsdezernentin beim Oberbergischen Kreis.

Der Leiter des Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt, Dr. Stefan Kohler, kann beruhigen: „Meist handelt es sich bei den auffälligen Füchsen um Tiere, die an einer Staupeinfektion leiden“. Das Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Oberbergischen Kreises untersucht regelmäßig auffällige Füchse, die von Jägern erlegt oder verendet gefunden wurden. Dabei wird oft im Labor eine Infektion mit dem Staupevirus festgestellt. Im letzten Jahr wurden 11 Füchse untersucht, bei 7 davon wurde das Staupevirus nachgewiesen. Auch bei einem eingeschickten Waschbären ergab die Diagnose Staupe. Eine Tollwutgefahr besteht zum Glück nicht mehr. Laut Dr. Kohler ist ganz Deutschland seit 2008 tollwutfrei. Durch regelmäßige Untersuchungen von Füchsen und anderen empfänglichen Wildtieren wird die Tollwutfreiheit auch im Oberbergischen Kreis überwacht.

Bei Staupe handelt es sich um eine hochansteckende Viruserkrankung, die bei Wildtieren wie Fuchs, Dachs, Waschbär und Steinmarder sowie bei Haustieren wie Hunden und Katzen auftreten kann. Das Virus ist zwar eng mit dem Masernvirus des Menschen verwandt, für Menschen ist das Staupevirus allerdings ungefährlich. Infizierte Tiere können laut den Experten unter schwersten Krankheitssymptomen leiden. Im Vordergrund stehen Erkrankungen der Atemwege, des Magen-Darm-Traktes und auch des Nervensystems. In den meisten Fällen verläuft die Krankheit tödlich. Gesunde Tiere können sich direkt über Kontakt mit Ausscheidungen infizierter Tiere, Nasen- und Augenausfluss sowie Speichel oder indirekt über Futter (Kadaver), Schuhe oder andere Vektoren anstecken. Je nach Verlaufsform und Schwere des Krankheitsverlaufs liegt die Sterbewahrscheinlichkeit wischen 30 und 80%.

Hunde können sich durch Wildtiere in ihrer näheren Umgebung oder auch beim Waldspaziergang infizieren. Obwohl das Auftretens dieser Infektionskrankheit zunächst durch regelmäßig durchgeführte Schutzimpfungen erheblich verringert werden konnte, wird nun europaweit eine Zunahme von Staupefällen auch bei Hunden beobachtet. Hier spielen u. a. die Virusreservoire Fuchs, Marder sowie vermutlich auch Waschbären, die Impfmüdigkeit der Hundehalter und der zunehmende Ankauf von nicht geimpften oder infizierten Hunden aus dem Ausland eine Rolle.

Die Ansteckungsgefahr ist vor allem für Hunde groß, die regelmäßig in der freien Natur ausgeführt oder eingesetzt werden. Einen wirksamen Schutz vor dieser Krankheit erreicht man durch prophylaktische Impfungen schon im Jungtieralter. Zwar kann beim erkrankten Tier auch eine passive Impfung und Behandlung von Begleit- und Folgeerkrankungen durchgeführt werden, ein Erfolg ist allerdings in solch einem Fall sehr fraglich. Die Impfung sollte bei erwachsenen Tieren spätestens alle drei Jahre aufgefrischt werden.



Letzte Änderung: 13. April 2023