Krankheitsbild Demenz

Nach Schätzungen leben in Deutschland circa 1,6 Millionen Demenzerkrankte, ungefähr 1,2 Millionen Menschen sind von der Alzheimerkrankheit betroffen. Mit dem Alter steigt die Erkrankungshäufigkeit an. Weniger als 2 Prozent der Erkrankten sind unter 65 Jahre, rund 40 Prozent sind 90 Jahre und älter. Etwa zwei Drittel aller Erkrankten sind über 80 Jahre alt. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Es wird von ungefähr 300 000 Demenz Neuerkrankungen pro Jahr ausgegangen. Dabei kommt es zu mehr Neuerkrankungen als zu Sterbefällen auf Grund demografischer Veränderungen. Somit steigt die Zahl der Menschen mit Demenz. Momentan arbeiten Forscher an einer Impfung gegen Alzheimer.

Circa zwei Drittel der Menschen mit Demenz werden zu Hause betreut. Aufgrund des demografischen Wandels und kleiner werdenden Familien sind Angehörige auf professionelle Hilfe angewiesen. Der Versorgungsaufwand von Patienten im fortgeschrittenen Krankheitsstadium ist fast doppelt so hoch wie im frühen Stadium. Wenn die Demenzversorgung zu Hause nicht mehr gewährleistet werden kann, steht für den Erkrankten ein Umzug an, und somit lebt ungefähr ein Drittel der Betroffenen in stationären Pflegeeinrichtungen.

Der Begriff Demenz beschreibt ein klinisches Syndrom, dem unterschiedliche Erkrankungsprozesse zugrunde liegen können. Demenzerkrankungen sind gekennzeichnet durch einen Abbau geistiger Fähigkeiten. Es kommt zu Gedächtnisstörungen und zu einem Verlust von Alltagsfähigkeiten. Dabei sind Denk- und Urteilsvermögen, Orientierung, Rechen- und Lernfähigkeit sowie Sprache oft eingeschränkt. Im weiteren Verlauf der Erkrankung verschlechtern sich Kommunikations- und Bewegungsfähigkeit, autobiographische Identität, sowie Persönlichkeitsmerkmale verändern sich. Im Alltag und im zwischenmenschlichen Kontakt führt dies oft zu schweren Belastungen und zur Beanspruchung von Bezugspersonen. Demenziell Erkrankte verfügen weiterhin über ein nicht getrübtes Bewusstsein (Wachheit, Reaktionsfähigkeit). Sie empfinden positive Gefühle wie Liebe und Zufriedenheit. In Verbindung mit der Erkrankung treten auch Gefühle wie Angst, Traurigkeit und Verwirrung auf. Wahrnehmung und Sinnesorgane funktionieren meist dem Alter entsprechend.

Demenzerkrankungen sind schwere Erkrankungen, die ein höheres Risiko mit sich bringen, auch an anderen Krankheiten zu leiden. Für Betroffene und Angehörige ist es meist schwer, die Erkrankung anzunehmen, besonders am Anfang. Oft wird der Kontakt mit Menschen mit Demenz als Herausforderung erlebt.

Diagnose der Demenz

Demenzerkrankungen sind nach heutigem Wissen kein normaler Alterungsprozess, sondern sie stellen eine medizinische Erkrankung dar. Es gibt kein Medikament, das die Alzheimer Demenz direkt heilen kann. Symptome der Alzheimer Erkrankung können allerdings medikamentös behandelt werden und im günstigsten Fall stabilisieren sich Denkleistungen und Alltagskompetenzen für einen gewissen – individuell verschiedenen - Zeitraum. Grundlage einer erfolgreichen Behandlung ist die Demenzdiagnostik, denn je früher die richtige Diagnose gestellt wird, umso erfolgreicher sind die therapeutischen Möglichkeiten: TIME IS BRAIN wie die Amerikaner sagen, je eher die Diagnose, desto mehr Möglichkeiten der Behandlung.

Mit zunehmendem Alter treten oft Gedächtnis- und Konzentrationsprobleme auf. Diese können eine normale altersbedingte Vergesslichkeit, Folge einer psychiatrischen Erkrankung (z.B. Depression) oder aber ein Frühzeichen einer beginnenden Demenz sein. Bei der Diagnosestellung wird eine Abgrenzung zu Depression oder anderen psychischen Erkrankungen durch eine gründliche körperliche, sowie durch eine psychiatrisch-neurologische Untersuchung und einer ausführlichen Erhebung der Vorgeschichte vorgenommen. Wichtig dabei sind auch die Angaben der Angehörigen.

Wenn der Verdacht auf eine Gedächtnisstörung vorliegt, werden verschiedene neuropsychologische Untersuchungen durchgeführt. Wenn sich der Verdacht auf eine Demenzerkrankung erhärtet, erfolgt eine weitere Abklärung. Hierbei werden die verschiedenen Demenzformen auch durch bildgebende Schnitt-Verfahren des Gehirns (CCT, CMRT) voneinander abgegrenzt. Die Sicherung der Diagnose kann über eine Nervenwasseruntersuchung (Liquordiagnostik) erfolgen.

Formen der Demenz

Es können folgende Demenzformen unterschieden werden: Alzheimerdemenz, vaskuläre Demenz, frontotemporale Demenz und Demenz in Verbindung mit Morbus Parkinson.

Unter den Demenzerkrankungen ist die Alzheimer Demenz als primär neurodegenerative Erkrankung die häufigste Form. Auf sie entfällt ein geschätzter Anteil von mindestens zwei Drittel. Die Alzheimer Demenz wird als „Kontinuum-Erkrankung“ angesehen, d.h. sie besteht aus unterschiedlichen Krankheitsphasen mit zunehmender Krankheitsschwere, wobei sich schon früh Veränderungen im Bereich der Biomakerprofile zeigen. Alzheimer Patienten leiden meist unter Störungen des Gedächtnisses und der räumlichen Orientierung. Besonders das Kurzzeitgedächtnis und das episodische Gedächtnis sind von der Gedächtnisstörung betroffen. Weiterhin fällt es ihnen schwer, die passenden bzw. richtigen Wörter zu finden. Sie sind weniger aktiv und Alltagsfähigkeiten gehen verloren. Einige Alzheimer Erkrankte leiden unter einer traurigen Stimmung und ziehen sich zurück. Auch können neue Erlebnisse und Erfahrungen nicht mehr abgespeichert werden, somit können Alzheimer Patienten nicht auf neue Gedächtnisinhalte zugreifen: Sie können sich einfach nicht mehr erinnern!

Von der Erkrankung betroffen sind Kompetenzen, die vor langer Zeit erworben worden sind wie z.B. einfache Rechenaufgaben, Bedienung von Weckern oder auch nur das Ablesen der Uhrzeit und Aktivitäten des täglichen Lebens wie eigenständiges Anziehen oder Waschen. Die ursprüngliche Persönlichkeit des Erkrankten und der gefühlsmäßige Austausch bestehen lange Zeit fort, sowie das Musikgedächtnis bleibt weitgehend von der Erkrankung unversehrt.

Die vaskuläre Demenz stellt einen Anteil von ungefähr 10 bis 15 Prozent der Demenzformen. Grund der Erkrankung ist eine Durchblutungsstörung des Gehirns. Die vaskuläre Demenz entwickelt sich entweder plötzlich durch einen Schlaganfall oder es kommt zu einer langsamen Verschlechterung des Gesundheitszustandes durch chronische Durchblutungsstörungen kleiner Gefäße des Gehirns. Überlappungen von Alzheimer Demenz und vaskulärer Demenz sind möglich.

Bei einer Demenzerkrankung zwischen dem 50. und 60. Lebensjahr findet sich zunehmend häufiger auch die frontotemporale Demenz. Es kommt zu Ausfällen von Nervenzellen im Stirnhirn und im vorderen Teil des Schläfenlappens. Die Erkrankung kann sich anfangs sehr unterschiedlich äußern: Schwierigkeiten beim sprachlichen Ausdruck, Änderung der Persönlichkeit, des Antriebs und des Verhaltens im zwischenmenschlichem Kontakt.

Bei Demenzen in Zusammenhang mit anderen neurologischen Erkrankungen wie dem Morbus Parkinson kommt es meist im Verlauf der Grunderkrankung zu einem Abbau der geistigen Fähigkeiten.

Behandlung der Demenzen

Die Behandlung von Demenzerkrankungen umfasst ein breites Spektrum therapeutischer Maßnahmen: medizinische Grundbehandlung, Behandlung behebbarer Ursachen, Gabe von Medikamenten zur Aufrechterhaltung kognitiver Leistungen und Alltagsfähigkeiten, Milderung von Verhaltensänderungen und nicht-medikamentöse Behandlung. Bei der Alzheimer Krankheit können die Acetylcholinesterase-Hemmer Donepezil, Galantamin und Rivastigmin kognitive Leistungen zunächst stabilisieren. Patienten sollten die höchste verträgliche Dosis erhalten gemäß Leitlinien.

Eingesetzt werden diese Hemmer bei leichtgradiger bis mittelschwerer Demenz der Alzheimer-Krankheit. Rivastigmin kann auch bei leichtgradiger bis mittelschwerer Demenz bei Alzheimer- und Parkinson-Krankheit verordnet werden. Memantine, ein weiteres Präparat, findet Anwendung bei der mittelschweren bis schweren Alzheimer-Demenz. Im Vordergrund der medikamentösen Behandlung der vaskulären Demenz steht die Behandlung vaskulärer Risikofaktoren.

Unterschiedliche Ursachen können psychische Störungen und Verhaltensänderungen bei demenziellen Patienten bewirken. Als erstes sollte erhoben werden, welche Auslöser für das Verhalten vorliegen könnten. Beispielsweise wäre es sinnvoll zu schauen, wie der Tagesablauf des Menschen mit Demenz aussieht und wie viel Bewegungsangebote darin enthalten sind. Zum Beispiel kann versucht werden, demenziell Erkrankte in Alltagsaufgaben einzubeziehen. Dabei sollten bestehende Defizite berücksichtigt werden, damit keine Überforderungssituation entsteht. Des Weiteren kann eine Erhöhung des Wohlbefindens und Minderung von Unruhe durch körperliche Bewegung erreicht werden. Erst nach einer gründlichen Erhebung und möglichen Behebung der Auslöser sollten Medikamente zur Milderung von Verhaltensstörungen eingesetzt werden.

Antidepressiva können Hilfe bei depressiver Verstimmung und Antriebsminderung bieten. Medikamente, die eine Demenz durch Herabsenkung des Acetylcholins verschlechtern, sollten umgangen werden.

Die nicht-medikamentöse Behandlung zielt auf Förderung von kognitiven Leistungen und Alltagsfähigkeiten, Verbesserung des Wohlbefindens und auf Milderung von Verhaltensstörungen ab. Hirnleistungstraining, Ergotherapie, körperliche Aktivität und Physiotherapie, Erinnerungstherapie, Musiktherapie, Verhaltenstherapie, sowie Angehörigenberatung und Angehörigengruppen können als nicht-medikamentöse Behandlungsverfahren bezeichnet werden. Die Umgebung sollte übersichtlich gestaltet sein und Orientierungshilfen bieten wie z.B. Kalender, Schilder an Räumen oder Beschriftung der Schränke. Es gibt verschiedene Konzepte, die zur Betreuung von demenziell Erkrankten entwickelt worden sind wie Realitätsorientierung, Validation (Anerkennung und Bekräftigung der subjektiven Realität von Menschen mit Demenz), Milieutherapie und Selbsterhaltungstherapie (Erinnerungsarbeit mit Training der kognitiven Fähigkeiten).

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass es unterschiedliche Ursachen und Formen der Demenz gibt. Im Verlauf der Erkrankung verändern sich Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Menschen mit Demenz. Es ist entscheidend für den weiteren Krankheitsverlauf, Symptome einer Demenzerkrankung früh diagnostisch abklären zu lassen. Denn nur so kann eine (medikamentöse) Therapie eingeleitet werden. Gedächtnisstörungen und gegebenenfalls psychische Symptome sowie Verhaltensprobleme können medikamentös behandelt werden. Wichtig ist die Unterstützung und Entlastung der Angehörigen, damit sie vor Überlastung geschützt werden.

Im vorliegenden Wegweiser findet sich eine Sammlung bekannter Angebote speziell für Menschen mit Demenz und deren Familien im Oberbergischen Kreis.



Letzte Änderung: 25. Juni 2019