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03.11.2005: Kreisverwaltung bringt Familie und Beruf unter einen Hut
Oberbergischer Kreis. Über 50 verschiedene Arbeitszeitmodelle, Arbeiten vom heimischen Schreibtisch aus und Kinderbetreuung in den Sommerferien erleichtern heute bereits den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Kreisverwaltung, Familie und Beruf unter einen Hut zu bringen. Das soll künftig noch besser gelingen. Als erste Institution im Oberbergischen Kreis hat die Verwaltung ihre familienfreundlichen Pläne bei der Hertie-Stiftung eingereicht, um mit dem Zertifikat „Audit Beruf & Familie®“ ausgezeichnet zu werden. Die Entscheidung fällt am 22. November.
„Nur zufriedene und motivierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten gut und gerne“, sagt Landrat Hagen Jobi. „Wir müssen mehr für Familien tun.“ Dabei denke er nicht nur an Familien mit Kindern, sondern auch an pflegebedürftige Angehörige. Personaldezernent Jochen Hagt fügt hinzu: „Wenn wir persönliche Belange und betriebliche Ziele gleichermaßen berücksichtigen, sichert das langfristig Know-how, die Motivation und Identifikation der Beschäftigten.“ Familienbewusste Unternehmenspolitik bedeute Wettbewerbsvorteil und ökonomischen Nutzen. „Wem wir zum Beispiel helfen, eine Notfallbetreuung für sein Kind zu finden, der wird keine Krankmeldung einreichen müssen“, erklärt der Personaldezernent. Davon profitiere die Verwaltung genauso wie der Bürger, der dann nicht vor verschlossenen Bürotüren stehe.
Auf Initiative der Gleichstellungsbeauftragten Sabine Steller hatten Jobi und Hagt im Frühjahr den Startschuss für die Teilnahme an der Zertifizierung gegeben. Begleitet von der Auditorin der Hertie-Stiftung, Sabine Lehmann, hat sich eine Projektgruppe aus Beschäftigten, Personalrat und Führungskräften in den vergangenen drei Monaten intensiv auf die Zertifizierung vorbereitet und einen Maßnahmenkatalog zusammengestellt. „Die Kreisverwaltung hat ein Optimum für ihr Haus ausgelotet, und im Vergleich zu anderen Institutionen den Prozess sehr ernst genommen“, sagt die Gummersbacherin, die schon Unternehmen, Hochschulen und Behörden auf ihrem Weg zu einer familienfreundlichen Personalpolitik begleitet hat. „Dabei muss Familienbewusstheit nicht kostenintensiv sein“, betont Lehmann. Vielmehr handele es sich um eine Veränderung der unternehmerischen Kultur. „Es bedarf ein wenig Kreativität im Nutzen der vorhandenen Ressourcen im Haus“, ergänzt die Gleichstellungsbeauftragte.
Eines der wichtigsten Ziele ist eine höhere Flexibilität der Arbeitszeit. Statt fester Arbeitszeiten bestimmen die Aufgaben und die Bedürfnisse der Bürger die Zeit, in der gearbeitet wird. Damit drücke die Führungsetage ihr hohes Maß an Vertrauen in die Beschäftigten aus, so die Auditorin. Teamfähigkeit auf der einen, Führungsqualität auf der anderen Seite, daran soll beispielsweise mittels Mitarbeitergesprächen gefeilt werden.
Dem Landrat liegen besonders die Kinder am Herz. „Geklärt wird eine Kooperation mit dem Tagesmütternetzwerk und der Freiwilligenbörse, die kurzfristig Kinder betreuen und sich um pflegebedürftige Angehörige kümmern könnten“, erklärt Sabine Steller. Die Einrichtung einer Teilzeitbörse soll helfen, Teilzeitangebote besser zu koordinieren. Auch an einer Verbesserung der Kommunikation soll gearbeitet werden, sowohl innerhalb der Verwaltung als auch nach außen. „Dazu gehören zum Beispiel Veranstaltungen wie der Familientag, der vor einigen Wochen erstmals stattfand“, sagt Steller.
Sollte der Audit-Rat, ein Gremium aus Vertretern von Ministerien, Verbänden, Journalisten und Wissenschaftlern, dem Oberbergischen Kreis am 22. November das Grundzertifikat verleihen, hat die Verwaltung drei Jahre Zeit, ihren Plänen Taten folgen zu lassen. Mit der Umsetzung des Audits Beruf und Familie positioniere sich die Kreisverwaltung vorbildhaft für eine künftige familienpolitische Ausrichtung im gesamten Oberbergischen Kreis, so der Landrat. „Ich hoffe, dass viele Unternehmen und Kommunen unserem Beispiel folgen und erkennen, dass sie von einer familienbewussten Personalpolitik nur profitieren.“
Letzte Änderung: 03. November 2005