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19.09.2008: Im Kreisforst gelingt der Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie
Oberbergischer Kreis. „Der Kreisforst ist in einem sehr guten Zustand, er ist gut gepflegt“, sagt Wolfgang Müller. Der Förster, der im Auftrag des Oberbergischen Kreises den Betrieb „Kreiswald“ leitet, zieht beim Waldspaziergang mit Landrat Hagen Jobi und Kreiskämmerer Werner Krüger trotz Stürmen wie „Kyrill“ und „Emma“ eine positive Bilanz. Einmal im Jahr lässt sich Landrat Jobi über den Zustand des 1000 Hektar großen Betriebes informieren. Betriebsleiter Müller und Revierleiter Axel Lang führen den Landrat vorbei an ertragreichen Fichtenbeständen, erläutern den Fortschritt der Aufforstungsmaßnahmen nach den beiden Stürmen und zeigen, wo durch die Renaturierung eines Baches ökologisch wertvolle Flächen entstehen.
Mit dem Zustand des Kreisforstes zufrieden (v.l.): Revierleiter Axel Lang, Landrat Hagen Jobi, Betriebsleiter Wolfgang Müller und Kreiskämmerer Werner Krüger. (Foto: OBK)
Der Kreiswald gliedert sich in die drei Revierteile Kaltenbach, Dieringhausen und Bergneustadt auf. Dort finden sich zu 65 Prozent Nadel- und zu 35 Prozent Laubhölzer. „Rund 6000 Festmeter schlagen wir jährlich mit der Hilfe von Unternehmen“, erklärt Forstwirtschaftsmeister Lang. Kyrill habe im vergangenen Jahr den Verkauf von zwei Jahreseinschlägen verursacht.
Nach dem verheerenden Sturm im Januar 2007 handelte das Duo Müller und Lang schnell. Eine richtige Entscheidung, wie sich im Nachhinein herausstellte. „Wir haben das Sturmholz schnell aufgearbeitet und verkauft – entgegen den Empfehlungen des Landes“, berichtet der Revierleiter. Im Juli 2007 sei dank der Unterstützung eines heimischen Unternehmens das Holz bereits aufgearbeitet gewesen und habe sich noch zu akzeptablen Preisen veräußern lassen. Mittlerweile sei der Holzpreis auf dem Weg in den Keller.
Der Landrat kann jetzt, Mitte September 2008, bereits junge Eichen und Buchen auf dem kahlgefegten Gelände wachsen sehen. „Während die Baumschulen mittlerweile kaum noch Pflanzen vorrätig haben, konnten wir mit der Aufforstung frühzeitig beginnen“, so Lang. Hinzu käme der rapide Preisanstieg für junge Pflanzen. „Heute liegen die Preise 60 Prozent über denen aus der Zeit vor Kyrill.“
65 Prozent des Kreiswaldes sind Nadelhölzer. Die schnell nachwachsende Fichte beschert dem Betrieb schwarze Zahlen. (Foto: OBK)
Trotz allem: Wirtschaftlich ist es nicht immer, die vom Sturm umgefegten Fichten durch Laubholzbestand zu ersetzen. „In diese Fläche stecken wir circa 40 bis 60 Jahre Arbeit, bis wir erstmals eine Deckung unserer Kosten erreichen“, sagt der Revierleiter. Jobi ergänzt: „So etwas ist in einem Kreiswald möglich, weil wir auch eine Verpflichtung für kommende Generationen und für die Umwelt wahrnehmen.“ Doch auch die benachbarten Fichten, die Geld in die Kreiskassen bringen, profitieren. Schlehen und Weißdorn, die als Waldinnenrand vor den Eichen und Buchen wachsen, locken Vögel an. Dank ihres Appetits auf Insekten, halten sie den Fichten schädigende Käfer vom hölzernen Leib.
Die Fichte ist die Haupteinnahmequelle im Kreisforst. „Damit wir im Kreiswald Geld verdienen, ist der Anbau von Nadelhölzern zwingend notwendig“, weiß Betriebsleiter Müller. Dem Förster ist klar, dass ein reiner Fichtenbestand die Gefahr eines Windwurfes birgt, zu Bodenversauerung führt und Borkenkäfer anlockt. Doch die entscheidenden Vorteile wie hohe Massenleistung, geringe Erntekosten und hohe Nettoerlöse mache man sich im Kreiswald zu Nutzen, um auch ökologisch wertvolle Flächen finanzieren zu können. Neben Fichten werden laut Müller zunehmend Douglasien gepflanzt, da sie dem Klimawandel besser gewappnet seien.
„Dank der nachhaltigen Arbeit von Betriebsleiter und Revierleiter gelingt uns im Kreiswald der Spagat zwischen Ökologie und Ökonomie“, sagt Landrat Jobi. Im Kreisforst ist es sogar möglich, Ökopunkte zu erwerben, da in allen drei Revierteilen ein Flächenpool von insgesamt 110 Hektar dafür zur Verfügung steht. Dank einer Bachrenaturierung und der Pflanzung von Erlen und Eschen in einem einstigen Nadelholzbestand, kann der Kreisforst beispielsweise Ökokonten anbieten. Diese Ökokonten dienen als Ausgleich beim Bau beispielsweise einer Gewerbehalle.
Revierleiter Axel Lang demonstriert eindrucksvoll, wie viel Holz während des zweistündigen Rundgangs nachgewachsen ist. (Foto: OBK)
„Der Kreisforst ist ein Aktivposten im Haushalt“, freut sich Kämmerer Krüger. Im Durchschnitt würden jährlich 50.000 Euro im Kreiswald erwirtschaftet. Damit dieser Quell nicht versiegt, sorgen Müller und Lang dafür, dass der nachwachsende Rohstoff nicht ausgeht. Nach zwei Stunden Rundgang führen sie den Landrat an einen beachtlichen Stapel Holz. „Zwei Festmeter sind während unseres Spazierganges im Kreisforst nachgewachsen“, freut sich der Forstmeister.
Letzte Änderung: 19. September 2008