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15.04.2010: Notruf 112 auch bei Suizidgefahr wählen
Über „Menschen mit Depression in der ärztlichen Praxis“ informierten Experten am gestrigen Mittwoch Ärzte im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung, zu der das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises eingeladen hatte.
Gesundheitsamt veranstaltete Fortbildung über Depression
Oberbergischer Kreis. Über „Menschen mit Depression in der ärztlichen Praxis“ informierten Experten am gestrigen Mittwoch Ärzte im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung, zu der das Gesundheitsamt des Oberbergischen Kreises eingeladen hatte. Regionale Fachleute auf dem Gebiet der Versorgung psychisch kranker Menschen boten einen Einstieg in das Thema Depression an.
Nachdem Dr. Beate Baumgarte, Chefärztin der Psychiatrischen Abteilung des Kreiskrankenhauses Gummersbach, in das Thema eingeführt hatte, informierte der Allgemeinmediziner Dr. Ralph Krolewski, Ansprechpartner des Hausärztlichen Oberbergischen Praxisnetzes für Evidenz-Empathie-Entwicklung (HOPE), über die hausärztliche Versorgung von Menschen mit Depressionen. Abschließend stellte der als Soziologe beim Oberbergischen Kreis für die Gesundheitsberichterstattung tätige Dr. Friedhelm Ortlieb das Nürnberger „Bündnis gegen Depression“ vor.
Das Gesundheitsamt informierte gemeinsam mit Experten in einer Fortbildung für Ärzte über Depressionen. (Foto: OBK)
Der Begriff Depression stammt aus dem Lateinischen (deprimere „niederdrücken“) und bezeichnet umgangssprachlich einen Zustand psychischer Niedergeschlagenheit. Bei der Depression handelt es sich um ein Chamäleon – ein buntes Bild auffälliger Krankheitserscheinungen, welches neben chronischen Schmerzen (Rücken, Kopf etc.) durch Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Antriebsstörungen aber auch zum Beispiel Tinnitus gekennzeichnet sein kann. „Nicht selten gelangt der Patient nach einer langen Odyssee erst in die Psychiatrie“, so Dr. Baumgarte.
Dr. Krolewski wies darauf hin, dass nicht weniger als 20 Prozent der Patienten einer Allgemeinarztpraxis im Lauf ihres Lebens eine depressive Episode durchlaufen. „Es kommt wie angeflogen und kann ebenso schnell auch wieder vorüber sein.“ Dr. Baumgarte sagte: „Sollte ich einen Wunsch haben dürfen, an welcher Krankheit ich einmal leide – so würde ich die Depression wählen.“ Aus heutiger Sicht seien die Behandlungschancen und Erfolge in der Heilung sehr gut. Laut Herrn Dr. Krolewski gibt es in England bereits Patientenratgeber „Overcoming Depression and Low Mood“, wie Depression durch Gedankenübungen gebessert werden kann.
Die Referenten warben dafür, die verbreitete Vorstellung eines „Seelenklempners“ aufzugeben. Die Hilfe durch Psychologen und Psychiater müsse gerade bei einer Depression mehr unter dem Aspekt eines „Coaches“ verstanden werden, der Hilfe zur Selbsthilfe anbiete.
„Wir investieren zu Recht in Rettungssysteme für Menschen mit akuten Herzinfarkten und Schlaganfällen. Jeder Mensch muss aber auch mit dem Thema Depression und in seiner lebensbedrohlichen Form dem Suizid vertraut sein. Auch hier kann die Notrufnummer 112 Leben retten“, sagte Dr. Thomas Bauer, Leiter des ärztlichen Dienstes im Gesundheitsamt. Eine Hotline für psychiatrische Notfälle im Oberbergischen Kreis steht allen Ärzten zur Verfügung.
Letzte Änderung: 15. April 2010