22.03.2011: Zeitzeugen des Holocaust berichten an Förderschule des Kreises

Die Förderschule des Oberbergischen Kreises - Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung - hat einen Zeitzeugenauftritt von Überlebenden des Holocaust initiiert und organisiert. Brygida Czekanowska und Karol Gdanietz aus Polen berichteten über ihre Zeit in KZs, Arbeitslagern und Rüstungsbetrieben.

Intensiver Austausch mit Schülern der Klassen 9 und 10

Oberbergischer Kreis. Die Förderschule des Oberbergischen Kreises - Förderschwerpunkt Emotionale und soziale Entwicklung - hat einen Zeitzeugenauftritt von Überlebenden des Holocaust initiiert und organisiert. Schüler der Klassen 9 und 10 in Gummersbach-Vollmerhausen hatten sich zuvor in einem einwöchigen Projekt mit den schrecklichen Ereignissen in der Zeit des Nazi-Regimes befasst. Geschichtslehrerin Melanie Jung und Referendar Jens Thater setzten sich mit den Schülern über die Greueltaten jener Zeit auseinander.

Die Lehrerin findet, dass es nicht damit getan ist, über ein so wichtiges und emotionales Thema zu reden und „es dann beiseite zu legen.“

Schulleiter Hans-Georg Bever ist froh, dass dieses Projekt an der Förderschule derart intensiv und erfolgreich durchgesetzt werden konnte. Lehrer Friedo Brewing hatte den Kontakt zu den Zeitzeugen über das Maximilian-Kolbe-Werk hergestellt und Zusagen erhalten.

Brygida Czekanowska zeigte ihre Lagernummer, die an der Kleidung befestigt war (Foto: OBK)
Brygida Czekanowska zeigte ihre Lagernummer, die an der Kleidung befestigt war (Foto: OBK)

Karol Gdanietz berichtete von seinen Erlebnissen als Jugendlicher in Nazi-Deutschland (Foto: OBK)
Karol Gdanietz berichtete von seinen Erlebnissen als Jugendlicher in Nazi-Deutschland (Foto: OBK)

So berichteten Brygida Czekanowska und Karol Gdanietz aus Polen, wie sie als Kinder und Jugendliche ihre Zeit in KZs, Arbeitslagern und Rüstungsbetrieben verbrachten. Von der Odyssee der heute 82-jährigen Danzigerin Czekanowska zeigten sich die 15 bis 16-Jährigen sichtlich schockiert. Die alte Dame schilderte konzentriert und ruhig, wie sie und ihre Familie von deutschen Soldaten 1944 aus Warschau vertrieben wurden. Von Vater und Bruder getrennt, wurde die 15-Jährige mit ihrer Mutter nach Buchenwald, Bergen-Belsen und schließlich ins KZ Ravensburg verschleppt. Brygida Czekanowska berichtet von Todesangst und unmenschlicher Schikane, betont gleichzeitig, dass sie keinen Hass gegenüber Deutschen empfindet. Damit macht sie es den Schülern leicht, Fragen zu stellen und nachzuhaken.

Nach ihrem einstündigen Bericht brennen die Jugendlichen darauf, sich auszutauschen. „Wie kann man so herzlos sein? Ohne Grund so zu bestrafen?“ fragt der 15-jährige Laurin. „Diese Unmenschlichkeit ist nicht nachvollziehbar!“ bestätigt sein Klassenkamerad Kevin. Die Schüler möchten wissen, ob und wie die Opfer diese Erlebnisse verarbeitet haben. Brygida Czekanowska erklärt, sie habe zum Glück ihre Mutter an ihrer Seite gehabt. Es sei aber nicht leicht gewesen, nach dem Krieg „über das zu Sprechen was Schlimmes passiert ist.“ Ihr habe es geholfen, zu arbeiten. Auch Karol Gdanietz bestätigt diese Erfahrung. Die beiden Holocaust-Überlebenden sind in einem Verein aktiv, der regelmäßige Treffen der Zeitzeugen organisiert. „Erst seit 11 Jahren, seit wir Kontakt zum Maximilian-Kolbe-Werk haben, spreche ich über diese Zeit“, erklärt die Danzigerin. „Es ist wichtig, damit nie wieder so etwas in die Köpfe kommt.“

Was als einwöchiges Schulprojekt angelegt war, wird die Klassen nach dieser Begegnung mit den Holocaust-Überlebenden weiter beschäftigen.

Die Zeitzeugin förderte den regen Austausch mit den Schülern (Foto: OBK)
Die Zeitzeugin förderte den regen Austausch mit den Schülern (Foto: OBK)

 

 



Letzte Änderung: 22. März 2011