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01.10.2015: "Geschichte der Deutschen in Russland" : Wanderausstellung im Kreishaus ist eröffnet
Die Ausstellung im Foyer des Kreishauses in Gummersbach will aufklären über die Geschichte der Deutschen in Russland und das Kriegsfolgen-Schicksal
Oberbergischer Kreis. "Vielleicht mag ein Besucher der Ausstellung nachempfinden, was es für die Millionen Flüchtlinge aus Syrien bedeutet die Heimat zu verlieren und in einem fremden Land anzukommen" - Dr. Christian Dickschen, der Integrationsbeauftragte des Oberbergischen Kreises verdeutlicht, dass die Wanderausstellung mit ihrem historischen zugleich ein aktuelles Thema beleuchtet. Als Schirmherr der Interkulturellen Woche 2015 hat Dr. Christian Dickschen am Mittwochabend die Ausstellung "Deutsche in Russland - gestern und heute" offiziell eröffnet. Die Ausstellung ist eine Wanderausstellung des Vereins Landsmannschaft der Deutschen aus Russland e.V. .
Phänomen Zuwanderung
"Es handelt sich um eine Ausstellung, die aufklären will", sagt Dr. Christian Dickschen. Die Ausstellung zeigt die Geschichte der Deutschen in und aus Russland als einen Verlauf in drei Phasen: Da ist zunächst das Phänomen der Zuwanderung. Deutsche lebten und leben seit etwa 1000 Jahren in Russland. Peter der Große sicherte Einwanderern zu, ihre Religion frei auszuüben. Katharina II., selbst eingeheiratete deutschstämmige "Migrantin", lädt Mitte des 18. Jahrhunderts in ihren Manifesten Ausländer dazu ein, sich in Russland anzusiedeln. "Die Politik erklärte damals Russland zum Einwanderungsland", sagt Dr. Christian Dickschen. 100 Jahre später lebten bereits 500.000 Deutsche in Russland. Die Ausstellung zeigt, dass sie wegen der wirtschaftlichen Not und wegen vieler Repressionen in der alten Heimat kamen, gleichzeitig brauchte das großflächige Russland Wachstum von Bevölkerung und Wirtschaft.
Vertreibung und erneute Auswanderung
Die zweite Phase zeigt Vertreibung und erneute Auswanderung, nachdem im Jahr 1870 Privilegien für die Zugezogenen abgeschafft wurden. "Der erste Weltkrieg markiert den Beginn des eigentlichen Leidensweges" erklärt Dr. Christian Dickschen. Nach schweren Repressionen gipfeln die Grausamkeiten 1941 in der Massendeportation von 1,1 Millionen Deutschen nach Sibirien. Es dauert bis zum Ende des 20. Jahrhunderts, bis rund 2 Millionen Menschen das Land in Richtung der "alten Heimat" wieder verlassen.
Wiedereingliederung in Deutschland
Die dritte Phase ist die Wiedereingliederung in Deutschland. "Trotz ihrer deutschen Wurzeln kommen die Deutschen aus Russland nach Generationen fast wie Fremde zurück. Das hat sprachliche, kulturelle und vielleicht auch seelische Gründe", sagt Dr. Christian Dickschen.
Die Ausstellung nimmt sich vieler Vorurteile an und widerlegt, was heute die Integration der Deutschen aus Russland angeblich erschwert. "Russlanddeutsche erhalten keinerlei Sonderzuwendungen oder steuerliche Vergünstigungen. Und was die kulturelle Identität anbelangt: sie wollen sich integrieren. Die Mehrheit der Russlanddeutschen strebt nach guten Sprachkenntnissen und entsprechender Schul- und Berufsausbildung. Und jugendliche Russlanddeutsche sind, auch das ist statistisch nachgewiesen, nicht gewalttätiger als einheimische deutsche Jugendliche", sagt der Integrationsbeauftragte des Oberbergischen Kreises. Dr. Christian Dickschen hofft, dass die Ausstellung im Foyer des Kreishauses viele Besucher und darunter auch Schülerinnen und Schüler anspricht und so zu einer verbesserten Akzeptanz der russlanddeutschen Spätaussiedler beiträgt.
Die Ausstellung "Deutsche aus Russland - gestern und heute" ist zu sehen bis zum 21. Oktober 2015 im Foyer des Kreishauses, Moltkestraße 42 in Gummersbach, zu den allgemeinen Servicezeiten der Kreisverwaltung. Weitere Informationen auf www.obk.de.
Letzte Änderung: 1. Oktober 2015