Adventstürchen 08

„Viele wissen das nicht“

Andrea Münnekehoff, 45, Wipperfürth

Es sind zwei Zahlen, die sie schon lange nicht mehr loslassen. Die eine: Elf Millionnen Tonnen Lebensmittel werden in Deutschland jedes Jahr weggeworfen. Lebensmittel, die man noch essen könnte. In denen Energie und Rohstoffe stecken und nicht selten handwerklicher Einsatz. Die andere: Auf Platz drei der klimaschädlichen Faktoren steht hinter den CO2-Emissionen von USA und China die weltweite Lebensmittelverschwendung. Ein Zustand, den Andrea Münnekehoff nicht ertragen kann und will. Deshalb ist sie seit sechs Jahren ehrenamtliche Botschafterin bei der Wipperfürther Initiative Foodsharing – zusammen mit vier weiteren Botschafterinnen im Oberbergischen Kreis.

Andrea MünnekehoffZwei Säulen prägen dabei ihr Engagement. Zum einen geht es darum, über Lebensmittelverschwendung aufzuklären. Zum Beispiel darüber, was mit Aktionsware zu Halloween, Ostern oder der aktuellen Fußball-WM passiert. „Das meiste wird nach Ablauf des Events einfach weggeschmissen“, weiß die Wipperfürtherin. Das gleiche gilt beispielsweise für Orangen im Netz, wenn eine Frucht angeschimmelt oder angeschlagen ist. Dann landen alle Orangen im Müll. „Viele wissen das nicht“, ist Andrea Münnekehoff klar. Deshalb berichtet sie regelmäßig darüber bei Infoveranstaltungen in Schulen, Bildungseinrichtungen oder beim Kreissozialausschuss. Und gibt Anregungen dazu, wie man als Konsumentin und Konsument Lebensmittelverschwendung verringern kann. Indem man eben keine Aktionsware kauft und nur das, was man wirklich braucht. Indem man zu loser Ware greift und auch mal zu den Backwaren vom Vortag.

Die zweite Säule ihrer ehrenamtlichen Arbeit: Retten und Fairteilen von Lebensmitteln. Dafür ist Andrea Münnekehoff Teil eines großen Teams von ca. 100 Aktiven in den Kommunen Radevormwald, Halver, Hückeswagen und Wipperfürth, die ganz bewusst mit der Tafel zusammenarbeiten. Eingebunden in ein Netz aus Supermärkten, Händlern, Großhändlern und Privatpersonen erfahren die Lebensmittelretterinnen und -retter, wenn irgendwo Ware zu holen ist. „Dafür gibt es soviele verschiedene Anlässe“, weiß die 45-Jährige.

Zum Beispiel, wenn eine Kühlung ausfällt, oder das Mindesthaltbarkeitsdatum bei nicht verderblicher Ware abläuft. Wenn Paprikas zu krumm sind, oder im Spätsommer nicht alle Äpfel aus Privatgärten verwertet werden können. Wenn bei einem Catering Reste bleiben, oder einer den Schrank mit den Mitbringseln aufräumt, die im Haushalt keiner mag. Anlässe, bei denen sich Andrea Münnekehoff und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter aufmachen und einsammeln – und das auch schon mal spät am Abend oder am Wochenende. „Was passt, liefern wir an die Tafel“, erläutert sie das weitere Vorgehen. Und die Lebensmittel, die dort nicht verteilt werden dürfen, werden unbürokratisch an die verschenkt, die sie gebrauchen können. So haben alle was davon.

Weitere Informationen:
Internet: https://foodsharing.de/
 

© Jan Engel - Fotolia
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Letzte Änderung: 30. November 2022